EU-Handelskammer in China: Zukunft mit Trump unklar
09.01.2025 06:31
Viele Firmen bauen auf ihr lukratives Geschäft in China. Mit Donald
Trump könnten die Handelsstreitigkeiten jedoch schlimmer werden. Hat
ein Trend unter EU-Firmen in China schon damit zu tun?
Peking (dpa) - Trump, Zölle, Sanktionen: Für europäische Firmen in
China sind nach Einschätzung der Handelskammer der EU die Aussichten
so unklar wie lange nicht. «Es ist wahrlich einmalig, dass wir uns in
einer Lage befinden, in der so viel ein reines Ratespiel ist», sagte
Kammerpräsident Jens Eskelund in Peking. Angesichts der
Amtseinführung von Donald Trump als neuer US-Präsident am 20. Januar
sei es unmöglich, sich eine Meinung darüber zu bilden, wie die Welt
in drei Wochen aussehen werde.
Trump hatte mit weiteren Zöllen auf chinesische Produkte gedroht und
den schwelenden Handelsstreit zwischen den beiden größten
Volkswirtschaften der Welt angefacht. Beide Staaten sanktionieren
jetzt schon immer wieder Firmen des jeweils anderen Landes. Die USA
verlangen bereits hohe Zölle auf einige chinesische Produkte wie
E-Autos oder Solarzellen. Peking kontert etwa mit Exportkontrollen
für wichtige Rohstoffe.
Isolierung des China-Geschäfts
Die Anspannung im Welthandel spüren auch europäische Firmen in China.
Einem Bericht der EU-Handelskammer zufolge isolieren europäische
Firmen zunehmend ihr China-Geschäft vom Rest ihrer internationalen
Tätigkeiten, um nicht durch chinesische Vorgaben benachteiligt zu
werden. Besonders betroffen ist laut Eskelund der Automotive-Bereich,
aber auch die IT- oder Telekommunikationsbranche und die
Medizinsparte.
Drei Viertel der 113 antwortenden Kammer-Mitglieder begründeten ihre
Anpassung in China damit, ihre Produkte oder Dienstleistungen auf die
Wünsche der Kundschaft dort einzustellen. Sie hoffen so auf einen
besseren Marktzugang. Doch die Maßnahmen garantieren dies oft nicht.
Zu 36 Prozent gaben die Firmen allerdings auch an, chinesische
Regelungen so einzuhalten. Dazu zählt die Vorgabe Pekings, bei
öffentlichen Ausschreibungen rein in China hergestellte Produkte zu
bevorzugen. 24 Prozent erklärten außerdem, sich so vor geopolitischen
Risiken zu schützen.
Isolierung problematisch
Ein großer Knackpunkt sind Sicherheitsbedenken chinesischer Firmen
beziehungsweise Kunden, die von EU-Unternehmen kaufen. Diese wollen
damit sicherstellen, dass ihre Produkte Chinas Vorgaben erfüllen und
nicht Exportkontrollen von Drittstaaten zum Opfer fallen. «Das ist
ein mächtiger Antrieb für europäische Firmen, in China zu
lokalisieren», erklärte Eskelund. Die Firmen müssten ihren Kunden
zeigen, dass sie ein chinesisches Produkt herstellten und auf eine
chinesische Lieferkette setzten.
Zwar lohnt sich die Isolierung trotz hoher Kosten für einige Firmen
derzeit noch. Doch die EU-Kammer mahnt an, dass die Unternehmen
dadurch weniger effizient und global wettbewerbsfähig würden. In
Forschung und Entwicklung etwa hätten die Firmen so doppelte Arbeit,
um zusätzlich an einem für China kompatiblem Produkt zu arbeiten. Das
kostet viel und ist weniger effizient. Auch die Isolierung der
IT-Systeme in China zur Befolgung chinesischer Richtlinien, trage
dieselben Folgen nach sich, erklärte die EU-Kammer.