EU sieht Attraktivität Europas für die Wirtschaft schwinden
11.01.2025 06:13
Angesichts zunehmenden Wettbewerbsdrucks rückt das Ankurbeln von
Europas Wirtschaft immer mehr in den Fokus der EU. Die Europäische
Kommission zeigt zentrale Schwachstellen auf.
Brüssel (dpa) - Ein aktueller Berichtsentwurf der EU-Kommission sieht
deutliche Schwächen bei der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit.
«Die Attraktivität Europas als Unternehmensstandort nimmt ab», heiß
t
es in dem Dokument, das der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel
vorliegt. Der Bericht soll nach derzeitiger Planung Mitte kommender
Woche offiziell vorgestellt werden.
Zwischen 2008 und 2021 habe knapp ein Drittel der in Europa
gegründeten sogenannten Unicorn-Start-ups - also Start-ups, die
später mehr als einer Milliarde US-Dollar wert sind - ihren Hauptsitz
ins Ausland verlegt, die große Mehrheit davon in die USA. Nur 4 der
50 weltweit größten Technologieunternehmen seien europäisch.
Voraussichtlich Ende Februar will die Europäische Kommission ein
großes Gesetzesvorhaben vorstellen, mit dem sie auf die aktuellen
wirtschaftlichen Herausforderungen eingeht.
Hohe Energiepreise und Bürokratie als Problem
Zudem liegt dem Bericht zufolge die Produktivität in Europa - also
vereinfacht gesagt wie viel Wertschöpfung durch eine Stunde Arbeit
geschaffen wird - nach wie vor hinter der Produktivität der USA. Es
gebe großes Aufholpotenzial, mahnt die Kommission. Positiv sei aber,
dass Europas Effizienz besser sei als im Vereinigten Königreich und
Japan.
Die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Wirtschaft leide unter den
strukturell hohen Energie- und Strompreisen. Letztere seien zwei- bis
dreimal höher als in den USA. Darüber hinaus gebe es einen Mangel an
qualifizierten Arbeitskräften und hoher Bürokratieaufwand hindere den
europäischen Binnenmarkt daran, sein volles Potenzial auszuschöpfen.
Der CSU-Wirtschaftspolitiker Markus Ferber sieht den Berichtsentwurf
als Weckruf zum Handeln. «Der Bericht zeigt, dass sich das Thema
Wettbewerbsfähigkeit künftig wie ein roter Faden durch die Arbeit der
Kommission ziehen muss.» Es drohe ein deutlicher Wohlstandsverlust.