Bundesregierung gegen russische Schattenflotte aktiv
13.01.2025 17:14
Der havarierte Tanker «Eventin» soll noch am Abend die Ostsee
verlassen. Das Problem der russischen Schattenflotte, zu der der
Tanker gehören soll, bleibt - und beschäftigt nicht nur Deutschland.
Berlin/Sassnitz (dpa) - Im Zusammenhang mit dem havarierten Tanker
«Eventin» in der Ostsee hat das Auswärtige Amt betont, dass
Deutschland aktiv gegen die von Russland eingesetzte Schattenflotte
zur Umgehung von Öl-Export-Sanktionen vorgehe. Die Bundesregierung
sei hier in Brüssel «sehr aktiv», um die rechtlichen Mittel, «spric
h
Sanktionen», gegen solche Aktivitäten voranzutreiben, erklärte ein
Sprecher in Berlin. Die Problematik sei seit einigen Monaten bekannt.
Mittlerweile seien 79 Schiffe, die Russland einsetze, um Öl unter
Umgehung von Sanktionen zu exportieren, von der EU sanktioniert
worden, hieß es weiter. Die russische Schattenflotte dürfte nach
dpa-Informationen aber deutlich mehr Schiffe umfassen - von mehreren
hundert Tankern ist in informierten Kreisen die Rede.
Nordeuropäische Staaten fordern mehr Härte gegen Schattenflotte
Auch andere EU-Länder fordern mehr Maßnahmen: Die Außenminister der
baltischen und nordeuropäischen Staaten Dänemark, Estland, Finnland,
Lettland, Litauen und Schweden baten die EU-Kommission jüngst per
Brief darum, stärker gegen die russischen Schattenaktivitäten
vorzugehen.
Hintergrund ist der seit Tagen manövierunfähige Tanker «Eventin», d
er
am Freitag in der Ostsee nördlich von Rügen havariert war und Teil
dieser berüchtigten russischen Schattenflotte sein soll. Das 274
Meter lange Schiff mit fast 100.000 Tonnen Öl an Bord wird derzeit
von einem Schlepper vor dem Stadthafen von Sassnitz gesichert und
soll wahrscheinlich gegen Abend die Ostsee Richtung Dänemark
verlassen.
Die 24 Besatzungsmitglieder werden nach Angaben des Wasserstraßen-
und Schifffahrtsamts Ostsee versorgt - da auf dem Schiff alle
wichtigen Funktionen wie etwa Heizung und sanitäre Einrichtungen
ausgefallen seien. Eine Gefahr für die Umwelt geht laut
Bundesumweltministerium von dem Tanker aber derzeit nicht aus.
Deutsche Warnung vor potenziellen Umweltschäden
Ob es zu dem konkreten Tanker und seiner Funktion als Teil der
Schattenflotte Gespräche mit Russland gibt, blieb offen. Der Sprecher
des Außenministeriums machte deutlich, dass die Schiffe der
Schattenflotte «nicht unbedingt russischen Eignern» gehörten, sondern
«auch durchaus andere Flaggenstaaten haben». Deshalb sei Deutschland
in enger Abstimmung mit europäischen und anderen internationalen
Partnern gegen diese Flotte aktiv.
Außerdem pflege die Bundesregierung auch Kontakte zu den besagten
Flaggenstaaten, um diese nicht nur für die Problematik der
Sanktionsumgehung, sondern auch für potenzielle Umweltschäden durch
auslaufendes Öl zu sensibilisieren, erklärte der Sprecher weiter.
Diese potenziellen Gefahren für die Umwelt beträfen nicht nur die
Ostsee, sondern seien auch in vielen Gewässern weltweit eine Gefahr.