Litauen: Kabelschäden womöglich wegen geplantem Anschluss an EU-Netz

14.01.2025 09:33

Die baltischen Staaten wollen bald weg vom russischen Stromnetz und
sich Kontinentaleuropa anschließen. Immer wieder aber werden Kabel in
der Ostsee beschädigt. Hat dies etwas damit zu tun?

Vilnius (dpa) - Einige der mutmaßlichen Sabotagefälle in der Ostsee

könnten nach Einschätzung der litauischen Regierung mit der geplanten

Synchronisation des Stromnetzes der baltischen Staaten mit Westeuropa
zu tun haben. Eines der Ziele der wiederholten Beschädigung von
Stromleitungen könnte sein, die im Februar
vorgesehene infrastrukturelle Abkopplung vom russischen Stromnetz und
Anbindung an Westeuropa zu gefährden, sagte Energieminister
Zygimantas Vaiciunas im litauischen Radio. Vielleicht solle damit
auch gezeigt werden, dass die baltischen Länder energietechnisch
anfällig seien. 

Vaiciunas betonte zugleich, dass die Vorfälle keine Auswirkungen auf
die Synchronisierung hätten. «Wir setzen diese Pläne um. Wir sind
bereit und wir bereiten uns auch auf mögliche Bedrohungen vor», sagte
er. Der litauische Minister verwies zudem darauf, dass Versuche, die
kritische Infrastruktur in der Ostsee zu sabotieren, Teil eines
größeren Ganzen seien. «Wir befinden uns inmitten eines hybriden
Kriegs, und solche Infrastrukturen werden aus einem bestimmten Grund
beschädigt. Es hat einen sehr klaren Zweck.»

Abkopplung vom russischen Stromnetz

Litauen, Estland und Lettland wollen ihre Stromnetze im Februar mit

dem übrigen Kontinentaleuropa synchronisieren. Die drei EU- und
Nato-Länder haben vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die
Ukraine ihre Stromimporte aus Russland eingestellt. Doch sind sie aus
historischen Gründen noch Teil eines gemeinsamen, synchron
geschalteten Stromnetzes mit Russland und Belarus - des noch aus
Sowjetzeiten stammenden sogenannten BRELL-Ringsystems. Damit hängen
die Baltenstaaten quasi mit am Netz der beiden Nachbarländer im Osten
- dies gilt in Tallinn, Riga und Vilnius als Sicherheitsrisiko.

In Litauen und anderen Anrainerstaaten herrscht daher erhöhte
Wachsamkeit und Alarmbereitschaft, nachdem es in den vergangenen
Monaten wiederholt zu Vorfällen gekommen, bei denen Leitungen und
Kabel in der Ostsee beschädigt wurden. Schwedens Minister für
Zivilverteidigung, Carl-Oskar Bohlin, hatte am Wochenende von einer
neu entdeckten Anker-Schleifspur in der Nähe des Unterseekabels
Nordbalt zwischen Litauen und Schweden berichtet. Litauen will daher
die wichtige Stromleitung mit der Marine schützen.