Karlspreis für Ursula von der Leyen - «Das Gesicht Europas»
15.01.2025 16:11
Hohe Auszeichnung für EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen
zu Beginn ihrer zweiten Amtszeit: Das Karlspreis-Direktorium sieht
sie als einflussreiche europäische Stimme in der Weltpolitik.
Aachen (dpa) - Als «starke Stimme Europas in der Welt» wird
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit dem Karlspreis
2025 ausgezeichnet. In einer Zeit epochaler Herausforderungen, in der
die Europäische Union von außen durch den Aggressionskrieg Russlands
und von innen durch Rassisten und Demagogen bedroht werde, nehme sie
die Interessen Europas kraftvoll wahr, begründete das
Karlspreis-Direktorium seine Entscheidung.
Erstmals mit einer Million Euro dotiert
«Für uns ist die Präsidentin der Europäischen Kommission das Gesich
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Europas in der Welt», sagte der Vorsitzende des
Karlspreis-Direktoriums, Jürgen Linden. Der Internationale Karlspreis
zu Aachen gilt als wichtigste Auszeichnung für Verdienste um die
europäische Einigung. Er wird traditionell am Himmelfahrtstag
verliehen, dieses Jahr am 29. Mai. In diesem Jahr, dem 75. seit
Bestehen des Preises, ist er erstmals mit einer Million Euro dotiert,
gestiftet von einem Aachener Ehepaar. Das Geld soll für
proeuropäische Projekte verwendet werden.
«Dieser Preis berührt mich tief», schrieb die 66 Jahre alte von der
Leyen auf der Plattform X. «Großen Dank im Namen aller, die an unser
Europa glauben.» Die CDU-Politikerin und ehemalige
Bundesverteidigungsministerin ist seit 2019 Präsidentin der
Europäischen Kommission in Brüssel. Nach der Europawahl im
vergangenen Juni, bei der ihr Mitte-Rechts-Bündnis EVP die meisten
Stimmen bekommen hatte, wurde sie für ihre zweite Amtszeit
bestätigt.
Beißender Spott von Sahra Wagenknecht
Zu den ersten Gratulanten gehörte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst
(CDU). Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine habe von der
Leyen vom ersten Tag an keinen Zweifel daran gelassen, dass die EU
fest an der Seite der Ukrainerinnen und Ukrainer stehe, hob er
hervor. Von der Leyen sei entschlossen, «Europas Gewicht und Stimme
in der Welt zu stärken», was angesichts der weltweiten
machtpolitischen Verschiebungen wichtiger denn je sei, so Wüst.
Kritik kam von BSW-Chefin Sahra Wagenknecht: «Erhält Frau von der
Leyen den Karlspreis für die mutwillige Zerstörung der europäischen
Autoindustrie oder die grässliche EU-Bürokratie, die immer mehr
Wohlstand erstickt?», höhnte die ehemalige Linken-Politikerin. Da
könne man den Preis nächstes Jahr gleich an «Pleite-Minister» Rober
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Habeck vergeben.
Karlspreis-Direktorium schlägt Alarm: Europa ist in Gefahr
Das Karlspreis-Direktorium zeichnet in seiner Begründung das Bild
einer bedrohten Union. «Das europäische Lebensmodell von Freiheit,
Frieden, Demokratie und Wohlstand ist gefährdet», heißt es im Text
der 19 Direktoriumsmitglieder. «Die Weltordnung verändert sich, und
Europa muss handeln. Ursula von der Leyen ist die Persönlichkeit, der
diese strategische Aufgabe für die Europäische Union zukommt und die
sie bewältigt.» Als besondere Leistungen nannte das Direktorium die
Eindämmung der Corona-Pandemie, das geschlossene Auftreten gegen
Russland und die Impulse zum «Green Deal», mit dem die EU bis 2050
klimaneutral werden will.
Der Karlspreis war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg von Aachener
Bürgern auf Anregung des Unternehmers Kurt Pfeiffer gestiftet worden.
Er ist nach Kaiser Karl dem Großen benannt, dessen Frankenreich sich
im Frühmittelalter über weite Teile Westeuropas erstreckte und der
deshalb manchmal als «Vater Europas» bezeichnet wird.
Zu den ersten Preisträgern gehörten Adenauer und Churchill
Zu den ersten Preisträgern gehörten Bundeskanzler Konrad Adenauer
(1954) und der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill
(1955), der sich nach Kriegsende für die «Vereinigten Staaten von
Europa» starkmachte. Von der Leyens Vorgänger als
Kommissionspräsident, Jean-Claude Juncker, wurde ebenfalls
ausgezeichnet, allerdings noch als luxemburgischer Regierungschef
2006.
Der letzte Kommissionschef, der den Preis erhielt, war 1992 Jacques
Delors, der als Vollender des europäischen Binnenmarkts und
Wegbereiter des Euro gilt. Es ist also eher selten, dass ein
Kommissionschef den Preis bekommt. Der letzte Deutsche, der mit dem
Karlspreis geehrt wurde, war 2015 der damalige Präsident des
Europäischen Parlaments, Martin Schulz (SPD).