EU kontert Trumps Kritik am Handelsdefizit
22.01.2025 16:34
US-Präsident Donald Trump nennt in einer Pressekonferenz eine
merkwürdige Zahl zum amerikanischen Handelsdefizit mit der EU und
droht mit Sonderzöllen. Aus Brüssel kommt eine klare Antwort.
Brüssel (dpa) - Die EU-Kommission hat neue Kritik von US-Präsident
Donald Trump an der Handelsbilanz zwischen den Vereinigten Staaten
und der Europäischen Union zurückgewiesen. Das von Trump behauptete
Handelsdefizit von 350 Milliarden Dollar zuungunsten der USA gebe es
nicht, sagte ein Sprecher in Brüssel. Fakt sei, dass die EU und die
USA komplementäre Stärken hätten. «Wir haben einen Überschuss im
Warenhandel, während die USA einen Überschuss im
Dienstleistungshandel haben», sagte er.
Trump hatte am Montag in einer Pressekonferenz von einem
Handelsdefizit in Höhe von 350 Milliarden Dollar gesprochen und der
Europäischen Union erneut mit Zöllen gedroht. «Sie behandeln uns
sehr, sehr schlecht. Also werden sie mit Zöllen rechnen müssen»,
sagte er bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Zölle seien der
einzige Weg, um Fairness zu erreichen und sich zu revanchieren. Trump
beklagte, die Europäische Union würde keine Autos und keine
landwirtschaftlichen Produkte aus den USA kaufen.
EU-Zahlen zeigen ein etwas anderes Bild
Nach EU-Zahlen wurden 2023 US-Waren im Wert von 347,1 Milliarden Euro
in die EU exportiert, während aus der EU Waren im Wert von 503,8
Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten ausgeführt wurden.
Zugleich gab es Angaben des Sprechers zufolge
US-Dienstleistungsexporte in die EU im Wert von 396,4 Milliarden,
andersherum waren es Dienstleistungen im Wert von 292,4 Milliarden
Euro.
Der Kommissionssprecher sagte, Ziel sei es, in konstruktiver Weise
mit der neuen US-Regierung zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig sei man
aber bereit, die legitimen Interessen der EU zu verteidigen, falls
dies notwendig werden sollte.
Der SPD-Handelsexperte Bernd Lange erklärte im Europaparlament in
Straßburg, er sehe auch bei Trump Verhandlungsbereitschaft. Um das
Warenhandelsdefizit zu senken, könnte die EU beispielsweise mehr
Flüssigerdgas (LNG), Militärtechnik und Agrargüter aus den USA
importieren. Zudem wäre es möglich, die Importzölle für US-Autos zu
senken. Diese lägen mit zehn Prozent derzeit deutlich über dem
US-Zollsatz in Höhe von 2,5 Prozent.