IfW: Offenes Europa als Gegenpol zu Trump

10.02.2025 06:15

Die neue Bundesregierung steht vor außenwirtschaftlichen Problemen.
Für das IfW kann ein offenes Europa als Gegenpol zu Trump fungieren.
Die Ökonomen setzen vor allem auf eines.

Kiel (dpa) - Als Antwort auf Chinas Angriff auf Schlüsselindustrien
und die aggressive Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump soll
sich die nächste Bundesregierung nach Ansicht des Kiel Instituts für
Weltwirtschaft demonstrativ zur EU bekennen. «Europa sollte sich als
Champion von Offenheit und Liberalisierung behaupten -
beispielsweise, wenn es um Freihandelsabkommen geht oder darum, eine
strategische Partnerschaft mit dem afrikanischen Kontinent
aufzubauen», sagt IfW-Präsident Moritz Schularick. Gemeinsam mit neun
weiteren Expertinnen und Experten des Instituts veröffentlichte er
eine Außenwirtschafts-Agenda des IfW für eine neue Bundesregierung.
 

«Gemeinsam hat die EU eine starke Marktmacht, die eingesetzt werden
kann, um handelsbeschränkenden 
Maßnahmen entgegenzuwirken und einen fairen internationalen
Wettbewerb zu ermöglichen», sagt Schularick. «Aber nur ein starker
EU-Binnenmarkt schafft Augenhöhe mit den USA und China.» Die EU müsse

geschlossen auftreten, gezielte Gegenmaßnahmen ergreifen, und auch
höhere Investitionen in Verteidigung in Europa sollten Teil der
strategischen Antwort auf die unberechenbare Handelspolitik von Trump
sein.

Position dazwischen

Die Ökonomen raten den Europäern, sich zwischen den USA und China zu
positionieren. Statt Scheinlösungen bei 
Ausgleichszöllen für chinesische E-Autos sollte die EU auf fairen
Wettbewerb und besseren Schutz europäischer Unternehmen drängen. Auch
kritische Infrastrukturen müssten geschützt und die Versorgung mit
kritischen Rohstoffen sichergestellt werden.

«Die neue Bundesregierung wird vom ersten Tag an in 
außenwirtschaftlich stürmischen Gewässern navigieren müssen», sag
te
Schularick. Durch eine Stärkung des EU-Binnenmarktes, eine starke
europäische Innovationspolitik, eine integrierte Klimapolitik und
eine geschlossene, rasche Reaktion auf Trumps Zolldrohungen könne es
gelingen, ein wirksames Gegengewicht zu China und den USA aufzubauen.