EU warnt Trump vor hohen Zöllen auf Stahl und Aluminium

10.02.2025 19:59

US-Präsident Donald Trump geht bei seiner Zolloffensive voran. Bald
will er Details zu neuen Zöllen auf den Import von Stahl und
Aluminium verkünden. Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten.

Washington/Berlin (dpa) - US-Präsident Donald Trump will Stahl- und
Aluminiumimporte in die Vereinigten Staaten mit Zöllen von 25 Prozent
belegen. Details sollten noch am Montag verkündet werden, sagte der
Republikaner während eines Fluges mit der Präsidentenmaschine Air
Force One vor Journalisten. Frankreich stellte Gegenzölle der
Europäischen Union (EU) in Aussicht. Die EU-Kommission hält die
Verhängung von Zöllen für rechtswidrig, sie wären aus ihrer Sicht
wirtschaftlich kontraproduktiv. Die deutsche Bundesregierung zeigte
sich besorgt, sieht aber auch die Möglichkeit eines Kompromisses mit
der US-Regierung.

«Niemand hat ein Interesse an einem Handelskonflikt mit der EU»

Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot sagte dem Sender TF1: «Es

gibt kein Zögern, wenn es darum geht, unsere Interessen zu
verteidigen.» Die EU-Kommission werde «die Sektoren festlegen, die
Gegenstand dieser Vergeltungsmaßnahmen sein werden.» Niemand sollte
ein Interesse daran haben, in einen Handelskonflikt mit der EU
einzutreten, füge er hinzu.

Bundeskanzler Olaf Scholz warnte am Rande einer
SPD-Wahlkampfveranstaltung in Schwerin, im Falle von Strafzöllen auf
Stahl und Aluminium müssten die USA mit Gegenzöllen rechnen. «Eins
ist klar: Wir werden das genau prüfen als Europäische Union, wenn uns
das offiziell erreicht.»

Wirtschaftsminister Robert Habeck mahnte ein geschlossenes Vorgehen
der EU-Staaten an. «Denn am Ende profitieren wir alle, wenn Europa
als gemeinsame Union spricht und nicht als einzelne Staaten auf
Donald Trump antworten», sagte der Grünen-Politiker in einem
Video-Statement auf X. «Also die Antwort auf America First kann nicht
Germany First oder France oder Italy oder Denmark First sein, sondern
Europe United.»

Habeck nannte die Ankündigung Trumps einen sehr ernsten Vorgang. «Wir
müssen hoch besorgt sein», sagte er in der ZDF-Sendung «Was nun, Herr

Habeck? Deutsche Wirtschaftsverbände seien alarmiert, denn Zölle
machten die Produkte teurer. «Wenn die Produkte teurer werden, werden
weniger verkauft, und eine Exportnation wie Deutschland leidet
darunter in einem besonderen Maße.» Die richtige Antwort sei die
Androhung von Gegenzöllen. «Wir dürfen uns nicht rumschubsen
lassen.» 

Zu Gegenmaßnahmen sagte Habeck: «Das ist alles fertig in der
Schublade.» Man müsse den Amerikanern erklären, dass auch sie
verlieren werden. «Die Inflation in den USA wird steigen. Das ist
schlecht für die Menschen.» Er treffe hoffentlich ein paar
US-Kabinettskollegen auf der Münchner Sicherheitskonferenz, die kurz
bevorsteht.

«Die EU sieht keine Rechtfertigung für die Verhängung von Zöllen»


Auch die EU selbst warnte Trump vor der Einführung neuer Zölle auf
Stahl- und Aluminiumimporte. «Die EU sieht keine Rechtfertigung für
die Verhängung von Zöllen auf ihre Exporte», teilte die für die
Handelspolitik zuständige EU-Kommission in Brüssel mit. «Wir werden
handeln, um die Interessen europäischer Unternehmen, Arbeitnehmer und
Verbraucher vor ungerechtfertigten Maßnahmen zu schützen.»

Die Behörde unter der Leitung von Ursula von der Leyen machte zudem
deutlich: «Mit der Einführung von Zöllen würde die US-Regierung ihr
e
eigenen Bürger besteuern, die Kosten für Unternehmen erhöhen und die

Inflation anheizen», heißt es in der Erklärung.

Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums sagte, Zölle würden
die deutsche exportorientierte Wirtschaft treffen. EU und
Bundesregierung setzten sich weiter dafür ein, dass es nicht dazu
komme. Zugleich seien Vorbereitungen für den Fall der Fälle
getroffen.

«Wenn sie uns etwas berechnen, berechnen wir ihnen etwas»

Die Zölle sollten laut dem US-Präsidenten alle Länder betreffen -
auch die Nachbarn Kanada und Mexiko. Trump sagte, dass er außerdem
«gegenseitige Zölle» (reciprocal tariffs) ankündigen werde. Die USA

würden diese Importzölle auf Produkte erheben, wenn ein anderes Land
Zölle auf US-Waren verhängen sollte. «Ganz einfach: Wenn sie uns
etwas berechnen, berechnen wir ihnen etwas», sagte der US-Präsident.
Neue Zölle auf Einfuhren aus Europa wären besonders für die
exportstarke deutsche Wirtschaft, die bereits zwei Jahre in Folge
geschrumpft ist, ein Tiefschlag. 

USA sind wichtiger Absatzmarkt für deutsche Exporteure

Die USA sind ein durchaus bedeutsamer Exportmarkt für die deutsche
Stahlindustrie. Rund 80 Prozent der Stahlausfuhren aus Deutschland
gehen aber in andere EU-Länder. Laut dem deutschen Branchenverband
Wirtschaftsvereinigung Stahl ist Deutschland der größte
Stahlproduzent in der EU und steht weltweit an siebter Stelle hinter
China, Indien, Japan, den USA, Russland und Südkorea.
Branchenübergreifend sind die USA für deutsche Exporteure der
wichtigste Absatzmarkt.

Die USA beziehen ihren Stahl nach Angaben des Branchenverbands
American Iron and Steel Institute (AISI) für das Jahr 2024 vor allem
aus Kanada, Brasilien und Mexiko. Auch Deutschland und China
rangieren demnach in der Top 10 der Herkunftsländer von
Stahlimporten.

IW-Forscher: Gesamtwirtschaftliche Wirkungen «überschaubar»

Für Wirtschaftsforscher Jürgen Matthes vom Institut der deutschen
Wirtschaft könnten die Strafzölle «der erste Schritt in den
befürchteten Handelskrieg mit den USA sein». Die USA seien mit einem
Anteil von rund einem Fünftel an den außereuropäischen
Rohstahlexporten der wichtigste Drittlandsmarkt für die deutsche
Stahlindustrie. «Doch gesamtwirtschaftlich sind die Wirkungen eher
überschaubar», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. So habe der
Anteil der USA an den deutschen Metall-Exporten 2023 bei rund 4
Prozent gelegen.

Matthes wies darauf hin, dass die deutsche Stahlindustrie aber auch
indirekt getroffen werden könnte, sollte es auch Zölle auf andere
EU-Exporte geben, etwa auf Autos und Maschinen. «Für indirekte
Exporte von Walzstahl, der etwa in Karosserien und Maschinen verbaut
ist, waren die USA mit gut 2,5 Millionen Tonnen Walzstahl der
wichtigste Abnehmer vor Frankreich und Polen.» 

Aufschub für Mexiko und Kanada

Anfang vergangener Woche konnte ein nordamerikanischer Handelskrieg
mit ungewissen Folgen für die Weltwirtschaft vorerst abgewendet
werden. Trump ließ sich nur wenige Stunden vor dem Inkrafttreten
angedrohter Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren aus Mexiko
und Kanada auf Zugeständnisse der Nachbarn vor allem bei der
Grenzsicherung ein. Dafür schob er die Handelsbeschränkungen für
mindestens 30 Tage auf.