EU-Chefdiplomatin geht von Angriff auf Tschernobyl aus
14.02.2025 13:17
Der Kreml dementiert einen russischen Angriff auf das stillgelegte
AKW Tschernobyl. Die EU-Chefdiplomatin ist von etwas anderem
überzeugt - und zieht auch Verbindungen zum US-Verhandlungsvorstoß.
München (dpa) - Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas geht davon aus,
dass die in der Nacht gemeldeten Beschädigungen am ukrainischen AKW
Tschernobyl auf einen gezielten Angriff Russlands zurückzuführen
sind. «Wir haben heute gesehen, dass Russland das Atomkraftwerk
bombardiert», sagte die frühere estnische Regierungschefin bei der
Münchner Sicherheitskonferenz. Solche Angriffe auf zivile nukleare
Anlagen seien nicht hinnehmbar.
Kallas wertete das Ereignis zudem als Beleg dafür, dass Russland
nicht ernsthaft an den von US-Präsident Donald Trump gewünschten
Verhandlungen für eine Beendigung des Krieges in der Ukraine
interessiert ist. «Das zeigt eindeutig, dass sie keinen Frieden
wollen», sagte sie. Alle bisherigen Gespräche seien völlig
überflüssig gewesen.
Mit Blick darauf, dass Trump mit Putin einfach ohne Einbeziehung der
Europäer verhandeln könnte, sagte Kallas, kein Friedensabkommen werde
ohne die Europäer und die Ukrainer funktionieren. «Man kann zwar
Abkommen ohne uns schließen, aber sie werden nicht funktionieren»,
betonte sie und rief die EU-Staaten auf, zusammenzustehen.
Die Beschädigungen an der Schutzhülle des vor fast 40 Jahren
havarierten Atomkraftwerks Tschernobyl entstanden nach Angaben des
ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj durch eine russische
Drohne. Erhöhte Strahlenwerte wurden zunächst allerdings nicht
gemeldet. Der Kreml dementiert einen russischen Angriff auf das AKW.