Schneller EU-Beitritt für Montenegro und Albanien?

16.02.2025 12:17

Auf dem Westbalkan werden die laufenden EU-Beitrittsverhandlungen als
zu langsam und zu zäh kritisiert. Die zuständige EU-Kommissarin Kos
nennt nun einen Zeitrahmen - zumindest für zwei Kandidaten.

München (dpa) - Die laufenden EU-Beitrittsverhandlungen von Albanien
und Montenegro könnten nach Ansicht von Erweiterungskommissarin Marta
Kos bis Ende 2026 oder 2027 zum Abschluss kommen. Montenegro und
Albanien seien von den derzeitigen Kandidaten die «Spitzenreiter»,
aber auch Nordmazedonien könne «sehr, sehr schnell auf einem guten
Weg sein», sagte sie bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Kos ist
seit vergangenem Jahr EU-Kommissarin, sie betonte, dass sie bis zum
Ende ihrer Amtszeit zwei bis drei Beitrittsverhandlungen zu einem
Ende bringen könne.

Dies bedeutet allerdings noch nicht, dass die Länder wirklich
beitreten können. Voraussetzung dafür ist, dass alle EU-Staaten den
von der EU-Kommission ausgehandelten Beitrittsverträgen zustimmen und
diese dann auch ratifizieren. In Frankreich etwa könnte vor der
Ratifizierung noch ein Referendum organisiert werden. 

Balkan Ministerpräsidenten kritisieren zähe Beitrittsverhandlungen

Albaniens Ministerpräsident Edi Rama zeigte sich verhalten
optimistisch, er verwies darauf, dass seit er zu Beginn des Prozesses
noch schwarzes Haar gehabt habe. Auch sein nordmazedonischer
Amtskollege Hristijan Mickoski äußerte sich sehr kritisch zu den
zähen Beitrittsverhandlungen. Er wünsche allen Ländern, die in die EU

wollen, dass sie nicht die gleichen Erfahrungen machen müssten wie
sein Land. Nordmazedonien ist bereits seit 2005 offizieller
Beitrittskandidat der Europäischen Union, Montenegro seit 2010 und
Albanien seit 2014.

Kommissarin: Ohne Willen der Mitgliedsstaaten keine Beitritte

Kos betonte, sie könne verstehen, dass es Enttäuschungen gebe wegen
der teils langen Verhandlungen. Eine EU-Mitgliedschaft sei längst
auch ein Faktor für mehr Sicherheit, nicht nur für einen Zugang zum
europäischen Wirtschaftsmarkt. «Wir beschleunigen den Prozess
bereits, insbesondere mit der Ukraine. Wir arbeiten in der
Europäischen Union zwei- bis dreimal schneller, aber wir sollten
zwischen dem technischen Teil des Prozesses und dem unterscheiden»,
sagte sie. Politisch bleibe es aber dabei, dass ohne den Willen der
Mitgliedsstaaten keine wichtigen Schritte umgesetzt werden könnten.