Deutlich mehr Falschgeld - Qualität nicht besser geworden Von Jörn Bender, dpa

21.02.2025 10:15

Die Falschgeldzahlen sind erneut sprunghaft gestiegen. Die Bundesbank
betont: In der Regel seien Fälschungen leicht zu erkennen. Eine seit
Jahren bekannte Masche funktioniert allerdings nach wie vor.

Frankfurt/Main (dpa) - Der Arbeitsauftrag der Lehrerin wirkt harmlos:
Banknoten-Imitationen für einen Videodreh besorgen. Der Vater des
Schülers wird schnell im Internet fündig: Spielgeld mit Aufdrucken
wie «MovieMoney» oder «Prop copy» sind bei diversen Anbietern zu
haben. Doch als das Kind bei einem späteren Klassenausflug einen der
Scheine an einem Bahnhofskiosk zum Bezahlen nutzen will, wird das
Schulprojekt zum Problem.

«Auch banknotenähnliche Drucksachen, die mit echtem Geld verwechselt
werden können, sind illegal», mahnt Bundesbank-Vorstand Burkhard
Balz. Seit Jahren haben als Spielgeld oder Filmrequisite angebotene
Scheine auch bei Kriminellen Hochkonjunktur: Geldfälscher machen sich
zunutze, dass diese Scheine echt aussehen - zumindest auf den ersten
Blick.

In Deutschland sind fast ein Fünftel (17 Prozent) aller
sichergestellten Blüten solche mit Aufschriften wie «MovieMoney« und

«Prop copy» - vor allem 10- und 20-Euro-Scheine.

Falschgeldzahlen erneut sprunghaft gestiegen

Im vergangenen Jahr wurde hierzulande so viel Falschgeld
sichergestellt wie seit 2017 nicht mehr: 72.413 gefälschte Banknoten
zogen Polizei, Handel und Banken in Deutschland aus dem Verkehr. Das
waren 28 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Schon von 2022 auf 2023
hatte es einen Anstieg in dieser Größenordnung gegeben.

«Wir verzeichnen einen Anstieg der Falschgeldzahlen sowohl in
Deutschland als auch im Euroraum», bilanziert Bundesbank-Vorstand
Balz. «Das heißt aber nicht, dass die Fälschungen besser geworden
sind: Die meist primitiven Fälschungen sind eindeutig als solche
erkennbar.» 

In Europa insgesamt erhöhte sich die Zahl der sichergestellten
Euro-Blüten im Jahresvergleich um 18,6 Prozent auf 554.000 - auch
hier ein Faktor: Spielgeld. Ende Oktober fing Europol bei einer
koordinierten Polizeiaktion in 18 europäischen Ländern 174 Pakete mit
Falschgeld ab, zumeist «Movie Money» - Nominalwert: 14 Millionen
Euro.

Fühlen - Sehen - Kippen: Falsche Euro-Scheine leicht zu erkennen

Weil im vergangenen Jahr weniger gefälschte 200- und 500-Euro-Scheine
im Zahlungsverkehr landeten - etwa bei Betrugsgeschäften mit teuren
Uhren oder Autos - sank trotz der gestiegenen Falschgeldzahlen die
Schadenssumme durch Falschgeld in Deutschland: von 5,1 Millionen Euro
2023 auf 4,5 Millionen Euro im vergangenen Jahr. 

«Wenn man sich die Jahre anschaut, sind die Falschgeldzahlen im
Vergleich zu den Vorjahren auf höherem Niveau. Insgesamt sind die
Zahlen aber nach wie vor moderat», ordnet Balz ein. Die Schadenssumme
durch Falschgeld in Deutschland ist jedoch die vierthöchste der
vergangenen 20 Jahre. In Europa erhöhte sich der Schaden durch
Falschgeld im vergangenen Jahr sogar von 25 Millionen Euro auf 26,2
Millionen Euro.

Bundesbank sieht für den Einzelnen geringes Risiko

Obwohl wieder mehr Falschgeld im Umlauf ist, sieht die Bundesbank ein
vergleichsweise geringes Risiko, dass einem eine gefälschte Banknote
untergejubelt wird: Im Jahr 2024 seien im Schnitt neun falsche
Banknoten auf 10.000 Einwohner in Deutschland entfallen, europaweit
waren es 16 je 10.000 Einwohner.

Falschgeld wird nicht ersetzt. Wer es annimmt, bleibt auf dem Schaden
sitzen. Die Bundesbank warnt eindringlich vor dem Versuch, die
falschen Scheine jemand anderem anzudrehen, weil dies eine Straftat
ist. Stattdessen sollten die Blüten bei der Bundesbank oder Polizei
abgegeben werden.

Vor allem falsche 50-Euro-Scheine

Am häufigsten gefälscht werden Scheine, die im täglichen Gebrauch
viel verwendet werden: 50- und 20-Euro-Banknoten. Der Fünfziger war
sowohl in Deutschland mit einem Anteil von 40 Prozent als auch in
Europa insgesamt (43,3 Prozent) die am häufigsten gefälschte
Euro-Banknote. In Deutschland entfallen zwei Drittel aller
Banknoten-Fälschungen auf Fünfziger und Zwanziger.

Münzfälschungen sind für Kriminelle wegen des geringen Nennwerts eher

unattraktiv. Dennoch tauchten in Deutschland im vergangenen Jahr auch
reichlich falsche Münzen auf, überwiegend Zwei-Euro-Stücke. In Summe

waren es 141.332 falsche Münzen im deutschen Zahlungsverkehr und
damit gut ein Fünftel (22 Prozent) mehr als ein Jahr zuvor. 

Den Anstieg erklärt die Bundesbank damit, dass einige Unternehmen
über Jahre verdächtige Münzen gesammelt haben und diese dann 2024
gebündelt bei der Bundesbank einreichten.