Verbände warnen vor steigenden Fleischpreisen durch EU-Zölle

19.03.2025 16:42

Die geplanten EU-Extrazölle auf amerikanische Produkte könnten für
Fleischesser in Deutschland Folgen haben. Die USA sind größter
Lieferant von Soja. Dies wird hierzulande als Futtermittel gebraucht.

Bonn (dpa) - Der Handelskonflikt zwischen EU und USA könnte sich auch
auf die Fleischpreise in Deutschland auswirken. Hintergrund sind die
möglichen Zölle auf amerikanische Sojabohnen, die hierzulande in
verarbeiteter Form als Viehfutter zum Einsatz kommen. «Es kann sein,
dass Fleisch dadurch teurer wird», sagte der Geschäftsführer des
Deutschen Verbands Tiernahrung, Hermann-Josef Baaken. Zuvor hatte das
«Handelsblatt» berichtet.

Die USA sind größter Lieferant von Sojabohnen nach Deutschland. Von
den 3,7 Millionen Tonnen, die 2024 importiert wurden, stammen zwei
Drittel von dort. Das zeigen Zahlen der Agrarmarkt
Informations-Gesellschaft (AMI). Ein großer Teil wird zu Sojaschrot
verarbeitet. Dies ist laut Baaken wichtiger Bestandteil von
Futtermittel für Schweine, Geflügel und Rinder und wegen des hohen
Proteingehaltes unverzichtbar. Nur: Weder in Deutschland noch in der
EU werden ausreichend große Mengen erzeugt. 

Der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) erwartet ebenfalls, dass die
Beschaffungskosten für Soja durch EU-Strafzölle steigen würden. Und
in der Folge auch die Kosten der Tierhalter und die Preise für
tierische Produkte. Hauptgeschäftsführer Steffen Reiter sagte: «Wie
hoch Preissteigerungen ausfallen könnten, kann derzeit nicht
abgeschätzt werden.» Die Höhe der Zölle stehe bisher nicht fest,
zudem sei unklar, ob und mit welchen Mengen andere Lieferländer die
US-Importe ersetzen könnten.

«So viele Sojabohnen wie noch nie»

Als Reaktion auf die in Kraft getretenen US-Zölle auf Stahl- und
Aluminiumimporte hatte die EU kürzlich Gegenmaßnahmen für
amerikanische Produkte angekündigt. So sollen ab April in einem
ersten Schritt wieder neue Zölle unter anderem auf die Einfuhr von
Whiskey, Jeans, Motorräder und Erdnussbutter, fällig werden. Weitere
EU-Extrazölle könnten Mitte April folgen und aus den USA importierte
Agrarprodukte wie Soja treffen.

Laut AMI-Marktexpertin Nadja Pooh ist das globale Soja-Angebot
zurzeit groß. «So viele Sojabohnen wie aktuell hatten wir noch nie.»

Andere wichtige Lieferländer waren zuletzt Brasilien und die Ukraine.
Der Deutsche Bauernverband hält es für denkbar, auf andere
Bezugsquellen auszuweichen. Generalsekretär Bernhard Krüsken erwartet
durch die Zölle dennoch Auswirkungen auf die Preise. 

Ähnlich äußerte sich der Bundesverband des Deutschen
Lebensmittelhandels. «Zölle wirken sich zulasten der Verbraucher aus.
Das ist gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten schlecht», sagte
Geschäftsführer Philipp Hennerkes. Der Lebensmittelkonzern Premium
Food Group, zu der auch die Schlachthöfe von Tönnies gehören, verwies

auf Anfrage auf den Branchenverband VDF.