EU verschiebt Vergeltung für neue US-Zölle

20.03.2025 16:57

Die USA haben neue Zölle in Kraft gesetzt, die auch Deutschland und
die EU treffen. Die Europäische Kommission wollte eigentlich bereits
Anfang April zurückschlagen - nun aber gibt es einen Aufschub.

Brüssel (dpa) - Die EU verschiebt die geplante Wiedereinführung von
Vergeltungszöllen auf US-Waren im Milliardenwert um zwei Wochen auf
Mitte April. Die Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump in
Kraft gesetzten amerikanischen Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte
soll nach Angaben der zuständigen Europäischen Kommission statt
Anfang erst Mitte April erfolgen.

Der Schritt soll es ermöglichen, zusätzlichen Raum für Gespräche mi
t
der US-Regierung zu schaffen. Die EU bleibe bereit, mit den USA in
einen konstruktiven Dialog einzutreten, um eine Lösung zu finden, die
unnötigen Schaden für beide Volkswirtschaften vermeide, hieß es in
einer Erklärung.

Trump hatte der EU zuvor mit Zöllen von 200 Prozent auf Wein,
Champagner und andere alkoholischen Getränke aus Frankreich und
anderen EU-Staaten gedroht. Die USA würden diese Zölle in Kürze
erheben, wenn die EU nicht den geplanten Zoll auf amerikanischen
Whiskey zurücknehme, warnte er. Besonders hart würden die US-Zölle
große Weinproduzentenländer wie Frankreich treffen.

Zölle auf Bourbon-Whiskey und Motorräder

Die Wiedereinführung der derzeit ausgesetzten Zölle würde für
US-Produkte wie Bourbon-Whiskey, Spielkonsolen, Motorräder, Boote und
Erdnussbutter gelten. Die Höhe der Zusatzzölle soll zum Teil bei 50
Prozent liegen - so zum Beispiel für in den USA gebaute Motorräder
des Herstellers Harley-Davidson und Jack-Daniel's-Whiskey.

Weitere Gegenmaßnahmen werden derzeit noch erarbeitet und sollen
ebenfalls Mitte April aktiviert werden. Sie sollen Unternehmen
treffen, die amerikanische Agrarprodukte wie Geflügel, Rindfleisch,
bestimmte Meeresfrüchte, Nüsse, Eier, Milchprodukte, Zucker und
Gemüse in die EU verkaufen. 

Zudem soll es EU-Extrazölle auf weitere Industrieprodukte geben wie
Stahl- und Aluminiumprodukte, Textilien, Lederwaren, Haushaltsgeräte,
Werkzeuge, Kunststoffe und Holzprodukte.

Waren im Wert von 26 Milliarden Euro betroffen

Nach Angaben der Brüsseler Behörde treffen die neuen US-Zölle in Hö
he
von 25 Prozent Exporte der Staatengemeinschaft im Gesamtwert von 26
Milliarden Euro, was in etwa fünf Prozent der gesamten Warenexporte
der EU in die USA entspricht. «Basierend auf den aktuellen
Importströmen wird dies dazu führen, dass US-Importeure bis zu sechs
Milliarden Euro an zusätzlichen Importzöllen zahlen müssen», hieß
es
vor rund einer Woche.

Die EU-Gegenmaßnahmen sollen dies ausgleichen. Nach
Kommissionsangaben wären US-Warenexporte im Wert von bis zu 26
Milliarden Euro von den geplanten EU-Reaktionen betroffen.

Bereits Handelsstreit in erster Trump-Amtszeit

US-Präsident Trump hatte bereits in seiner ersten Amtszeit von 2017
bis 2021 Sonderzölle die Einfuhr von Stahl- und Aluminiumprodukten
angeordnet und dies «mit Interessen der nationalen Sicherheit»
begründet. 

Die EU reagierte damals bereits mit Vergeltungszöllen auf US-Produkte
wie Bourbon-Whiskey, Motorräder und Jeans.

Im Herbst 2021 einigte sich die EU dann allerdings mit der Regierung
von Trumps demokratischem Nachfolger Joe Biden auf ein
Stillhalteabkommen, das zur Folge hatte, dass die Zölle weitestgehend
ausgesetzt wurden. 

Nach seiner Wiederwahl geht Trump nun aber wieder auf
Konfrontationskurs. Er hat auch angekündigt, auf Autos und andere
Waren aus der EU neue Zölle verhängen zu wollen. Mit ihnen wird am 2.
April gerechnet. Damit will er die USA als Produktionsstandort
stärken und Handelsdefizite abbauen.