Geht Serie von Zinssenkungen weiter? EZB-Direktor sieht Argumente

24.03.2025 10:50

Geht die Serie der Zinssenkungen der EZB weiter? Ein hochrangiger
Notenbanker denkt laut darüber nach - entgegen kritischer Stimmen aus
Deutschland. Das hat auch mit drohenden Zöllen von Trump zu tun.

Frankfurt/Main (dpa) - Wenige Wochen vor dem nächsten Zinsentscheid
der EZB mehren sich die Stimmen für noch niedrigere Leitzinsen.
Schlüsselfaktoren wie der Rückgang der Energiepreise und die
Aufwertung des Euro stärkten die Argumente zugunsten weiterer
Zinssenkungen, sagte Piero Cipollone, Mitglied im Direktorium der
Europäischen Zentralbank (EZB), in einem Interview mit der spanischen
Zeitung «Expansion». 

Die aktuellen Bedingungen machten eine weitere Lockerung der
Geldpolitik denkbar, sagte er. «Tatsächlich werden wir den uns
vorliegenden Daten zufolge unser Inflationsziel wahrscheinlich früher
erreichen als unsere jüngsten Prognosen vermuten lassen.» 

Skepsis aus Deutschland nach Serie von Zinssenkungen

Cipollone erwartet zudem im Falle weiterer US-Zölle Abwärtsdruck auf
die Preise in Europa. Sollten die USA Zölle auf europäische Exporte
erheben, würde das die wirtschaftliche Nachfrage dämpfen und den
Abwärtstrend bei der Inflation stärken. Zudem könnte China wegen
US-Zöllen Waren auf den europäischen Markt umleiten, was die Preise
dort unten Druck setzen würde. 

Auch Griechenlands Notenbankchef Yannis Stournaras hat zuletzt
Argumente für weitere Zinssenkungen der EZB bei ihrem nächsten
Entscheid am 17. April vorgebracht. EZB-Direktoriumsmitglied Isabel
Schnabel hatte dagegen eine Diskussion über ein Ende der Serie von
Zinssenkungen angeregt. Auch Bundesbank-Präsident Joachim Nagel
zeigte sich jüngst zurückhaltend. 

Lagarde sieht in Zollstreit großes Risiko für Wachstum

Die EZB hat die Leitzinsen seit Juni 2024 angesichts einer
nachlassenden Inflation sechsmal gesenkt. Der für Banken und Sparer
relevante Einlagensatz liegt aktuell bei 2,50 Prozent. Die Notenbank,
die eine Inflationsrate von zwei Prozent im Euroraum anstrebt,
erwartet für 2025 eine Rate von 2,3 Prozent. 

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte zuletzt auf zahlreiche
Risiken und Unsicherheiten hingewiesen. So bereitet ihr ein drohender
Handelskonflikt zwischen der EU und den USA Sorgen. Ein US-Zollsatz
von 25 Prozent auf Importe aus Europa würde das Wirtschaftswachstum
in der Eurozone 2025 um 0,3 Prozent drücken, sagte sie jüngst vor dem
EU-Parlament in Brüssel. Gegenzölle der EU würden den Effekt auf rund

0,5 Prozent steigen lassen.