Existenzsorgen: EU verschärft Schutzsystem für Stahlmarkt
25.03.2025 14:42
Die enormen Überkapazitäten auf dem Weltmarkt setzen europäische
Stahlhersteller massiv unter Druck. Neue US-Zölle haben die Lage noch
einmal verschärft. Jetzt reagiert die EU.
Brüssel (dpa) - Die EU verschärft die Schutzmaßnahmen für die
heimische Stahlindustrie. Wie die zuständige Europäische Kommission
mitteilte, wurde beschlossen, eine vorgesehene Wiederausweitung von
zollfreien Stahlimporten drastisch zu begrenzen. Zudem werden Regeln
zum Umgang mit ungenutzten Importquoten geändert.
«Die verschärften Maßnahmen sollen den EU-Stahlproduzenten Luft
verschaffen, um ihre Produktion zu steigern und dadurch verlorene
Marktanteile zurückzugewinnen», erklärte die EU-Kommission.
Gleichzeitig sei es Ziel, die Beschäftigung und Investitionen in die
grüne Stahlproduktion zu fördern.
Überkapazitäten und US-Zölle
Als Hintergrund der Entscheidung nennt die Brüsseler Behörde den
erheblichen Druck durch globale Überkapazitäten, steigende Exporte
aus China sowie die neuen Sonderzölle für Stahleinfuhren in die USA.
Konkret folgt sie auf eine Überprüfungsuntersuchung, die von 13
EU-Mitgliedstaaten beantragt wurde und zu dem Ergebnis kam, dass sich
die Lage der Stahlbranche aufgrund des steigenden Importdrucks und
der sinkenden Nachfrage weiter verschlechtert.
Die meisten Änderungen treten nach Kommissionsangaben am 1. April in
Kraft, Änderungen an der so genannten Liberalisierungsrate sowie die
Abschaffung der Übertragung bestimmter ungenutzter Import-Volumina am
1. Juli. Die von der Welthandelsorganisation (WTO) vorgeschriebene
Liberalisierungsrate bezeichnet den jährlichen Prozentsatz, um den
die im Rahmen von Schutzmaßnahmen eingeschränkte zollfreie
Importmenge wieder erhöht wird. Sie lag bei den EU-Schutzmaßnahmen
für Stahl bislang bei 1 Prozent und wird ab Juli nun nur noch 0,1
Prozent betragen.
Der Verband der europäischen Stahlindustrie (Eurofer) hatte zuletzt
mitgeteilt, dass er die neuen US-Zölle als erhebliche Bedrohung für
die Produktion in der EU sieht - unter anderem, weil dadurch
US-Exportgeschäfte im Umfang von bis zu 3,7 Millionen Tonnen verloren
gehen könnten. Darüber hinaus wies Eurofer darauf hin, dass die USA
2024 etwa 23 Millionen Tonnen Stahlprodukte aus Drittländern
außerhalb der EU importiert haben. Diese Volumina könnten nun massiv
auf den europäischen Markt umgelenkt werden.