IW-Analyse: Europa bei Rüstungspatenten abgeschlagen

26.03.2025 05:25

Im Ringen um militärische Stärke geht es auch um einen Vorsprung und
Unabhängigkeit bei neuen Technologien. Die EU-Staaten stehen vor
einer Aufholjagd - auch wegen früherer Bedenken.

Köln/Berlin (dpa) - Bei der Entwicklung neuer Militärtechnologien
lagen die EU-Staaten in den vergangenen Jahren auch zusammengenommen
weit hinter den USA. Zwischen 2015 und 2021 haben in den USA
ansässige Unternehmen der Rüstungs- und Verteidigungsindustrie knapp
18.000 Patente angemeldet, während Unternehmen aus sämtlichen
EU-Staaten insgesamt weniger als 12.000 Patente angemeldet haben, wie
das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer neuen Analyse
zeigt.

«Um diese Lücke zu schließen, sind auch in Deutschland zusätzliche

Investitionen in die militärische Forschung nötig. Und es muss
geklärt werden, welche Technologiebereiche bislang in erster Linie
von den USA abgedeckt werden, damit die Forschungsmittel gezielt
hierein gelenkt werden können», heißt es in dem Papier, das der
Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorlag.

Deutschland mit 4.300 Patentanmeldungen hinter Frankreich

Am Standort Frankreich wurden im Bereich der Rüstungs- und
Verteidigungsindustrie demnach rund 5.300 Patente angemeldet, am
Standort Deutschland etwa 4.300, in Großbritannien rund 3.500 und in
den sonstigen Nato-Ländern Kanada, Norwegen und Türkei
zusammengenommen weitere 1.000 Patente. 

In der Analyse heißt es, dass in den USA auch zahlreiche Hochschulen,
Institutionen oder Militärkrankenhäuser einen relevanten Beitrag
leisteten. In Deutschland verbiete oft eine sogenannte Zivilklausel
den Hochschulen Forschung für militärische Zwecke. «Diese Verbote
sollten schnellstmöglich aufgehoben werden, da sie angesichts der
Zeitenwende in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik schlichtweg
nicht mehr zeitgemäß sind», wird gefordert.

Nötig sei eine umfassende Betrachtung: «Die Kontrolle über
militärische Technologie erweist sich im Ernstfall als wichtiger als
der Besitz des Produkts, in dem diese Technologie verbaut ist. Und
dies gilt ebenso für die zugrundeliegenden Patente.»