Trump macht Ernst mit Auto-Zöllen - 25 Prozent auf Importe Von Julia Naue, Ansgar Haase, Christiane Jacke und Marek Majewsky, dpa

27.03.2025 06:49

Trump verhängt seit Amtsantritt hohe Zölle auf Waren aus aller Welt.
Nun nimmt er die Autoindustrie ins Visier und veranlasst hohe
Strafabgaben. Für Deutschland ist die Ankündigung besonders hart.

Washington/Brüssel (dpa) - US-Präsident Donald Trump kündigt 25
Prozent Zölle auf alle Autoimporte an und verschärft damit den
Handelsstreit mit der Europäischen Union. Die USA seien ein
Sparschwein, aus dem jeder klaue, sagte der Republikaner, der seit
langem Handelsungleichheiten mit anderen Ländern beklagt. Besonders
die deutsche Autoindustrie dürften die Strafmaßmaßnahmen hart
treffen. Die wichtigsten Fragen dazu im Überblick: 

Wie sehen die neuen Zölle konkret aus?

Die Zölle gelten für alle importierten Autos - von Kleinwagen über
Limousinen und SUV bis zu leichten Nutzfahrzeugen. Der Importzoll
wird auch bei zentralen Autoteilen fällig. Die hohen Zölle sollen am
3. April in Kraft treten, wie es aus dem Weißen Haus hieß. Trump
hatte zuvor vom 2. April gesprochen, aber auch gesagt, dass die USA
erst ab dem 3. April kassieren würden. Die Zölle werden außerdem
zusätzlich zu bereits bestehenden Zölle erhoben. Importeure aus
Kanada und Mexiko können nachweisen, dass ihre Produkte US-Anteile
enthalten, sodass der Zoll nur auf den nicht-US-Anteil angewendet
wird.

Warum verhängt Trump die Zölle?

Trump will mit den Zöllen die USA als Produktionsstandort stärken und
Handelsdefizite abbauen. Auto-Konzerne, die bereits Fabriken in den
USA hätten, könnten sich glücklich schätzen, sagte er. Denn nur wer

in den USA produziere, müsse keine Strafabgaben zahlen. Manchmal
seien die eigenen Freunde die größten Betrüger, monierte Trumps
Handelsberater, Peter Navarro, und spielte damit vor allem auf
Deutschland und Japan an. 

Die USA importieren einen bedeutenden Teil an Kraftfahrzeugen,
Motoren und anderen Autoteilen. Die Importe von Fahrzeugen und
Autoteilen übersteigen die Exporte deutlich. Zu den wichtigsten
Lieferanten gehören Mexiko, Japan, Südkorea, Kanada und Deutschland. 


Was stört Trump speziell an der EU?

Trump beschwert sich immer wieder öffentlich über die Europäische
Union - so nun auch bei seiner Zollankündigung. «Einer der Gründe,
warum ich Zölle einführe, ist der, dass wir Millionen ihrer Autos
nehmen - BMW, Volkswagen, Mercedes Benz», sagte der 78-Jährige.
Gleichzeitig sei es wegen weiterer Handelshemmnisse «fast unmöglich»,

US-Autos in die EU zu importieren. 

Fakt ist: Während die USA auf Autos aus der EU nur 2,5 Prozent Zoll
erheben, verlangt die EU 10 Prozent auf US-Autoimporte. Allerdings
sind die US-Zölle auf Pickups und leichte Nutzfahrzeuge mit 25
Prozent deutlich höher. Trump stört sich auch an weiteren
Vorschriften der EU wie strengen Emissions- und Sicherheitsstandards.
Immer wieder kritisiert er dabei auch die in Europa erhobene
Mehrwertsteuer. Das ist allerdings wenig stichhaltig - unter anderem,
weil US-Autoimporte hinsichtlich der Mehrwertsteuer denselben
Bedingungen unterliegen wie europäische Fahrzeuge. 

Was bedeuten die Zölle für Deutschland?

Zölle auf Fahrzeugimporte dürften die deutsche Autoindustrie
erheblich belasten. Denn die USA sind ihr wichtigster Absatzmarkt,
wie jüngste Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Kein anderes
Land nahm 2024 so viele neue Pkw aus Deutschland ab wie die USA: Sie
lagen mit einem Anteil von 13,1 Prozent an den Exporten vorn, gefolgt
von Großbritannien (11,3 Prozent) und Frankreich (7,4 Prozent).
Deutsche Automobilhersteller produzieren aber auch bereits in großem
Umfang Autos in den USA, um Zölle zu vermeiden. 

Wie wird die EU reagieren?

Die für Handelspolitik zuständige EU-Kommission will entschlossen und
deutlich zurückschlagen. Sie hatte Trump zuletzt eindringlich vor der
Einführung der neuen Zölle gewarnt. EU-Kommissionspräsidentin Ursula

von der Leyen sagte nach der Verkündung der neuen Zölle, dass man
europäische Unternehmen schützen werde. Die EU werde sich um
Verhandlungslösungen bemühen, teilte sie mit. «Wir werden nun diese
Ankündigung zusammen mit anderen Maßnahmen, die die USA in den
nächsten Tagen in Betracht ziehen, bewerten.»

Was ist konkret geplant?

Um dem US-Präsidenten konkrete Kalkulationen zu erschweren, will sich
die EU dazu öffentlich nicht äußern. Bereits angekündigt ist, dass

Mitte April die derzeit ausgesetzten Sonderzölle auf US-Produkte wie
Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter wieder
eingeführt werden. Dies ist aber die Reaktion auf die bereits
geltenden US-Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte, die vor
zwei Wochen in Kraft getreten sind. Je nach Umfang der zusätzlichen
US-Maßnahmen sollen sie durch weitere neue Sonderabgaben ergänzt
werden. Sie könnten theoretisch auch US-amerikanische Tech-Konzerne
wie die des Trump-Vertrauten Elon Musk treffen.

Trump sagte, die neuen Zölle könnten sich als «neutral oder gut» f
ür
Tesla erweisen. «Er hat ein großes Werk in Texas. Er hat ein großes
Werk in Kalifornien. Und jeder, der Werke in den Vereinigten Staaten
hat, wird meiner Meinung nach gut dastehen», sagte Trump über Musk. 


Wie könnte es jetzt weitergehen?

In einem weniger schlimmen Szenario könnte Trump schnell davon
überzeugt werden, die Zölle vorübergehend wieder auszusetzen - um
dann mit Verhandlungen zu beginnen. Dies war zuletzt bei Kanada und
Mexiko der Fall. Doch nun klangen weder Trump noch sein Berater
verhandlungsbereit. Die neuen Zölle seien «von Dauer», sagte der
US-Präsident. Ähnlich äußerte sich Navarro. 

In der EU wird zudem damit gerechnet, dass neben den Autozöllen auch
noch zahlreiche weitere neue Zölle auf Importe verhängt werden. Trump
spricht seit Wochen davon, der 2. April - an dem er ein
großangelegtes Zollpaket verkünden will - werde ein «Tag der
Befreiung» für das Land werden.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur informierte die
EU-Kommission die Mitgliedstaaten am Mittwoch darüber, dass sie sich
auf entsprechende Entscheidungen einstellen sollten. Sie könnten
beispielsweise Arzneimittelhersteller und Lebensmittelproduzenten aus
der EU treffen. 

Hat die EU nicht versucht, den Zollkonflikt abzuwenden?

Doch. In den vergangenen Tagen gab es Gespräche des zuständigen
EU-Kommissars Maros Sefcovic mit Vertretern der US-Regierung in
Washington. Er hatte noch einmal versucht, eine Eskalation des
Handelskonflikts zu verhindern, konnte allerdings keine greifbaren
Erfolge erzielen. Erwartet wird nun, dass echte Verhandlungen erst
dann beginnen, wenn die EU mit Gegenmaßnahmen wie Vergeltungszöllen
auf die neuen US-Zölle antwortet. Dies soll nach derzeitigen
Planungen Mitte April geschehen.

Was hat es mit Trumps Zollpolitik auf sich?

Trump nutzt Zölle gezielt als Druckmittel in der Außenpolitik, um
seine Ziele zu erreichen. Er hat bereits Strafmaßnahmen auf Einfuhren
aus China, Kanada und Mexiko verhängt. Zumindest für die beiden
Nachbarn setzte er die Zölle teilweise zumindest vorübergehend wieder
aus - auch auf Drängen der amerikanischen Autoindustrie. Außerdem
verhängte die US-Regierung die Zölle auf alle Stahl- und
Aluminiumimporte. 

Ein Importzoll ist eine Abgabe, die an der Grenze auf Waren erhoben
wird, die aus dem Ausland eingeführt werden. In der Regel zahlt sie
das importierende Unternehmen - es müssen also die US-Firmen die
Abgaben zahlen. Ziel ist es, sie davon abzuhalten, ausländische
Produkte zu importieren. 

Fachleute halten Zölle für eine riskante Strategie, um einen
Handelskonflikt auszutragen, weil dies vor allem die
Verbraucherpreise ansteigen lässt und damit die Normalbürger am
meisten trifft. Zuletzt hatten Trumps Ankündigungen Turbulenzen am
Aktienmarkt ausgelöst. Die US-Notenbank Fed hat außerdem ihre
Wachstumsprognose für dieses Jahr nach unten korrigiert.