Trump macht Ernst: Was die Auto-Zölle bedeuten Von Julia Naue, Ansgar Haase, Christiane Jacke und Marek Majewsky, dpa
27.03.2025 15:31
Trump verhängt seit Amtsantritt hohe Zölle auf Waren aus aller Welt.
Nun nimmt er die Autoindustrie ins Visier und veranlasst hohe
Strafabgaben. Für Deutschland ist die Ankündigung besonders hart.
Washington/Brüssel (dpa) - US-Präsident Donald Trump kündigt
Zusatzzölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Autoimporte an und
verschärft damit den Handelsstreit mit der Europäischen Union. Die
USA seien ein Sparschwein, aus dem jeder klaue, sagte der
Republikaner, der seit langem Handelsungleichheiten mit anderen
Ländern beklagt. Besonders die deutsche Autoindustrie dürften die
Strafmaßmaßnahmen hart treffen. Die wichtigsten Fragen dazu im
Überblick:
Wie sehen die neuen Zölle konkret aus?
Die Zölle gelten für alle importierten Autos - von Kleinwagen über
Limousinen und SUV bis zu leichten Nutzfahrzeugen. Der Importzoll
wird auch bei zentralen Autoteilen fällig. Die hohen Zölle sollen am
3. April in Kraft treten, wie es aus dem Weißen Haus hieß. Trump
hatte zuvor vom 2. April gesprochen, aber auch gesagt, dass die USA
erst ab dem 3. April kassieren würden. In der später veröffentlichten
Anordnung hieß es, die Strafabgaben für Autoteile könnten etwas
später in Kraft treten - in jedem Fall aber bis zum 3. Mai.
Die Zölle werden außerdem zusätzlich zu bereits bestehenden Zölle
erhoben. Importeure aus Kanada und Mexiko können nachweisen, dass
ihre Produkte US-Anteile enthalten, sodass der Zoll nur auf den
nicht-US-Anteil angewendet wird.
Warum verhängt Trump die Zölle?
Trump will mit den Zöllen die USA als Produktionsstandort stärken und
Handelsdefizite abbauen. Auto-Konzerne, die bereits Fabriken in den
USA hätten, könnten sich glücklich schätzen, sagte er. Denn nur wer
in den USA produziere, müsse keine Strafabgaben zahlen. Manchmal
seien die eigenen Freunde die größten Betrüger, monierte Trumps
Handelsberater, Peter Navarro, und spielte damit vor allem auf
Deutschland und Japan an.
Die USA importieren einen bedeutenden Teil an Kraftfahrzeugen,
Motoren und anderen Autoteilen. Die Importe von Fahrzeugen und
Autoteilen übersteigen die Exporte deutlich. Zu den wichtigsten
Lieferanten gehören Mexiko, Japan, Südkorea, Kanada und Deutschland.
Was stört Trump speziell an der EU?
Trump beschwert sich immer wieder öffentlich über die Europäische
Union - so nun auch bei seiner Zollankündigung. «Einer der Gründe,
warum ich Zölle einführe, ist der, dass wir Millionen ihrer Autos
nehmen - BMW, Volkswagen, Mercedes-Benz», sagte der 78-Jährige.
Gleichzeitig sei es wegen weiterer Handelshemmnisse «fast unmöglich»,
US-Autos in die EU zu importieren.
Fakt ist: Während die USA auf Autos aus der EU nur 2,5 Prozent Zoll
erheben, verlangt die EU 10 Prozent auf US-Autoimporte. Allerdings
sind die US-Zölle auf Pickups und leichte Nutzfahrzeuge mit 25
Prozent deutlich höher. Trump stört sich auch an weiteren
Vorschriften der EU wie strengen Emissions- und Sicherheitsstandards.
Immer wieder kritisiert er dabei auch die in Europa erhobene
Mehrwertsteuer. Das ist allerdings wenig stichhaltig - unter anderem,
weil US-Autoimporte hinsichtlich der Mehrwertsteuer denselben
Bedingungen unterliegen wie europäische Fahrzeuge.
Was bedeuten die Zölle für Deutschland?
Zölle auf Fahrzeugimporte dürften die deutsche Autoindustrie
erheblich belasten. Denn die USA sind ihr wichtigster Absatzmarkt,
wie jüngste Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Kein anderes
Land nahm 2024 so viele neue Pkw aus Deutschland ab wie die USA: Sie
lagen mit einem Anteil von 13,1 Prozent an den Exporten vorn, gefolgt
von Großbritannien (11,3 Prozent) und Frankreich (7,4 Prozent).
Deutsche Automobilhersteller produzieren aber auch bereits in großem
Umfang Autos in den USA, um Zölle zu vermeiden.
Wie wird die EU reagieren?
Die für die europäische Handelspolitik zuständige EU-Kommission zeigt
sich weiterhin gesprächsbereit. Für den Fall, dass die USA nicht an
den Verhandlungstisch kommen, will sie allerdings zurückschlagen. Ein
Sprecher sagte am Donnerstag in Brüssel, es würden Gegenmaßnahmen mit
«maximaler Wirkung» vorbereitet.
Was ist konkret geplant?
Um dem US-Präsidenten konkrete Kalkulationen zu erschweren, schweigt
sich die EU dazu aus. Bereits angekündigt ist, dass Mitte April die
derzeit ausgesetzten Sonderzölle auf US-Produkte wie Jeans,
Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter wieder eingeführt
werden. Dies ist aber die Reaktion auf die bereits geltenden
US-Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte, die vor zwei Wochen
in Kraft getreten sind. Zusätzliche Maßnahmen könnten weitere
US-Waren, theoretisch aber auch Dienstleistungen treffen.
Aus dem Europäischen Parlament kommen so bereits Forderungen nach
einer Drohung mit Maßnahmen gegen amerikanische Tech-Unternehmen wie
Google, Amazon oder Netflix. «Zölle auf digitale Dienstleistungen,
bei denen die USA ein großes Marktinteresse an der EU haben, sollten
auf den Tisch kommen», sagt der Vorsitzende des Handelsausschusses im
Europäischen Parlament, Bernd Lange.
Als möglicherweise hilfreich gilt eine Drohung mit EU-Zöllen auf
digitale Dienstleistungen auch deswegen, weil sie die Plattform X des
Trump-Unterstützers Elon Musk treffen würden.
Wie könnte es jetzt weitergehen?
In einem weniger schlimmen Szenario könnte Trump schnell davon
überzeugt werden, die Zölle vorübergehend wieder auszusetzen - um
dann mit Verhandlungen zu beginnen. Dies war zuletzt bei Kanada und
Mexiko der Fall. Doch nun klangen weder Trump noch sein Berater
verhandlungsbereit. Die neuen Zölle seien «von Dauer», sagte der
US-Präsident. Ähnlich äußerte sich Navarro.
In der EU wird zudem damit gerechnet, dass neben den Autozöllen auch
noch zahlreiche weitere neue Zölle auf Importe verhängt werden. Trump
spricht seit Wochen davon, der 2. April - an dem er ein
großangelegtes Zollpaket verkünden will - werde ein «Tag der
Befreiung» für das Land werden.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur informierte die
EU-Kommission die Mitgliedstaaten am Mittwoch darüber, dass sie sich
auf entsprechende Entscheidungen einstellen sollten. Sie könnten
beispielsweise Arzneimittelhersteller und Lebensmittelproduzenten aus
der EU treffen.
Hat die EU nicht versucht, den Zollkonflikt abzuwenden?
Doch. In den vergangenen Tagen gab es Gespräche des zuständigen
EU-Kommissars Maros Sefcovic mit Vertretern der US-Regierung in
Washington. Er hatte noch einmal versucht, eine Eskalation des
Handelskonflikts zu verhindern, konnte allerdings keine greifbaren
Erfolge erzielen. Erwartet wird nun, dass echte Verhandlungen erst
dann beginnen, wenn die EU mit Gegenmaßnahmen wie Vergeltungszöllen
auf die neuen US-Zölle antwortet. Dies soll nach derzeitigen
Planungen Mitte April geschehen.
Geht es Trump nur um den Produktionsstandort USA?
Nein. Trump nutzt Zölle gezielt auch als Druckmittel in der
Außenpolitik, zum Beispiel im Kampf gegen unerwünschte Migration.
Zudem wird in der EU davon ausgegangen, dass Trump neue Einnahmen
braucht, um Wahlversprechen wie Steuersenkungen zu finanzieren.
Ein Importzoll ist eine Abgabe, die an der Grenze auf Waren erhoben
wird, die aus dem Ausland eingeführt werden. In der Regel zahlt sie
das importierende Unternehmen - es müssen also die US-Firmen die
Abgaben zahlen. Ziel ist es, sie davon abzuhalten, ausländische
Produkte zu importieren.
Fachleute halten Zölle für eine riskante Strategie, um einen
Handelskonflikt auszutragen, weil dies vor allem die
Verbraucherpreise ansteigen lässt und damit die Normalbürger am
meisten trifft. Zuletzt hatten Trumps Ankündigungen Turbulenzen am
Aktienmarkt ausgelöst. Die US-Notenbank Fed hat außerdem ihre
Wachstumsprognose für dieses Jahr nach unten korrigiert.