Meloni gibt Trump bei Kritik an Europa teilweise recht

28.03.2025 10:41

Italiens Regierungschefin gilt als Lieblingspolitikerin des
US-Präsidenten in Europa. Jetzt bietet sie sich als «Brückenbauerin
»
an. Europa habe sich in der Tat «etwas verloren».

Rom (dpa) - Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat der
Regierung von US-Präsident Donald Trump bei deren Kritik an Europa
teilweise recht gegeben. Die Kritik richte sich nicht gegen die
Menschen in Europa, sondern gegen die «herrschende Klasse», sagte die
rechte Regierungschefin der Tageszeitung «Financial Times». Zugleich
bot sie sich als «Brückenbauerin» zwischen den USA und der EU an.
Meloni gilt im Kreis der Europäer als bevorzugte Ansprechpartnerin
von Trump.

Ausdrücklich stimmte die Vorsitzende der Rechtspartei Fratelli
d'Italia (Brüder Italiens) US-Vizepräsident J.D. Vance zu, der den
Europäern vorgehalten hatte, Meinungsfreiheit und Demokratie nicht
ausreichend zu achten. «Ich muss sagen, dass ich zustimme. Ich sage
das schon seit Jahren. Europa hat sich ein wenig verloren.» Sie sei
dagegen, «Menschen seine Ideologie aufzuzwingen anstatt die Realität
wahrzunehmen und Wege zu finden, ihnen Antworten zu geben».

Debatte über Entscheidung zwischen EU und USA «kindisch»

Meloni steht in Rom seit zweieinhalb Jahren an der Spitze einer
Dreier-Koalition aus rechten und konservativen Parteien. Ins Amt
gekommen war sie mit harter Kritik an der EU. Inzwischen verfolgt sie
einen pragmatischen Kurs. Italien liefert auch der Ukraine gegen
Russland zuverlässig Unterstützung. An einer möglichen Friedenstruppe

in der Ukraine will sich Rom aber nicht mit eigenen Soldaten
beteiligen.

Im ersten Interview mit einer ausländischen Zeitung seit Amtsantritt
bezeichnete Meloni die USA als Italiens wichtigsten Alliierten. Die
Idee, sich zwischen den USA und Europa entscheiden zu müssen, sei
«kindisch». «Wenn es etwas gibt, das Italien tun kann, um eine
Konfrontation (der USA) mit Europa zu vermeiden und Brücken zu bauen,
werde ich das tun.» Zum aktuellen Zollstreit sagte sie spöttisch:
«Glauben Sie wirklich, dass der Protektionismus in den USA von Donald
Trump erfunden wurde?»