US-Strafgebühren für chinesische Schiffe könnten EU treffen

29.03.2025 04:30

US-Präsident Trump will auf Biegen und Brechen verlorene
Industrieproduktion zurückholen. Pläne zur Ankurbelung des
US-Schiffbaus sind gegen China gerichtet - und würden auch Europa
schaden.

München (dpa) - Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten
Strafgebühren für in China gebaute Handelsschiffe würden nach
Einschätzung der Allianz Folgeschäden für die europäische Wirtschaf
t
mit sich bringen. Unmittelbar getroffen würden demnach europäische
Reedereien, die ebenfalls viele ihrer Handelsschiffe aus der
Volksrepublik beziehen. «Europa ist beim Bau von Handelsschiffen
unter ferner liefen», sagte Anastasios Leonburg, Risikoingenieur bei
Allianz Commercial, dem Unternehmensversicherer des Münchner
Dax-Konzerns. «Die Chinesen bauen tausende Schiffe und wir vielleicht
im Jahr zehn», sagte der frühere Seekapitän.

Millionengebühr für die Einfahrt in US-Häfen

Die Trump-Regierung will den Schiffbau in den USA wiederbeleben und
droht den Schifffahrtsgesellschaften weltweit daher immens verteuerte
Hafengebühren an. In China gebaute Schiffe aller Nationen sollen
demnach beim Anlaufen eines US-Hafens bis zu 1,5 Millionen Dollar
zahlen. Anders als die von Trump angedrohten Zölle auf Autos hat
diese Ankündigung in Europa kein allzu großes Aufsehen erregt, weil
sie sich nicht direkt gegen die EU richtet.

«Reeder werden die Kosten umlegen»

 «Die Gebühren für chinesische und in China gebaute Schiffe würde
den
Hafenanlauf generell teurer machen», sagte Leonburg. «Die Reeder
werden das nicht aus eigener Tasche bezahlen, sie müssen die Kosten
umlegen.» Reedereien würden sich zudem dreimal überlegen, ob sie
US-Häfen anlaufen. «Die Verbraucher in den USA werden das dann
schnell zu spüren bekommen.»

Europa hat nur noch geringe Schiffbau-Kapazitäten

Doch auch europäische und deutsche Reedereien können demnach auf
chinesische Schiffe nicht verzichten. «Es gibt gar nicht so viele
Werften, wo man sein Schiff bauen lassen könnte», sagte Leonburg.
Diese Werften existierten hingegen in China, und sie seien
mittlerweile besser als vor 10 oder 20 Jahren. Die chinesischen
Schiffbauer hätten sich Know-how angeeignet, das in Deutschland
langsam verloren gehe. «Die großen Reedereien bestellen ihre Schiffe
deshalb in China.»

Die Pekinger Führung hat den Schiffbau in den vergangenen 20 Jahren
forciert, sodass heute die Mehrheit der auf den Weltmeeren fahrenden
Container- und sonstigen Frachtschiffe chinesischen Ursprungs ist.
«Die Zölle und die erhöhten Hafengebühren treffen letztendlich jede
n,
auch die amerikanischen Verbraucher und die Logistikunternehmen»,
sagte Leonburg.