Prüfer: EU-Stromnetz muss auf Vordermann gebracht werden

01.04.2025 17:28

Mehr Strom, weniger Verzögerung: Die EU steht vor der Aufgabe, ihr
Netz zu modernisieren, ohne Verbraucher stärker zu belasten. Welche
Hindernisse es gibt und welche Maßnahmen nötig sind.

Luxemburg (dpa) - Um den Ausbau des EU-Stromnetzes zu beschleunigen,
sind aus Sicht des Europäischen Rechnungshofs unter andere schnellere
Genehmigungsverfahren und moderne Technik nötig. Zudem sei ein Ausbau
der Verbundnetze zwischen den verschiedenen EU-Ländern wichtig, heißt
es in einem Bericht. Netzplanungsverfahren müssten besser koordiniert
werden. Die Prüfer mit Sitz in Luxemburg kritisieren weiterhin, die
Einführung von intelligenten Zählern, um Nachfragespitzen wirksam
ausgleichen zu können, gehe in einigen Mitgliedstaaten nur schleppend
voran.

Milliardenbedarf

«Die Stromnachfrage in der EU wird sich bis 2050 voraussichtlich mehr
als verdoppeln», sagte Rechnungshof-Mitglied Keit Pentus-Rosimannus.
Erhebliche Investitionen ins Stromnetz seien daher unbedingt
erforderlich - auch um den Übergang von fossiler zu grüner Energie zu
unterstützen. Derzeit aber bremsten langwierige Genehmigungen,
schlechte Planung und Material- sowie Fachkräftemangel den Ausbau.
Beim derzeitigen Tempo würden sich die geplanten Investitionen der
Netzbetreiber bis 2050 auf insgesamt 1,8 Billionen Euro belaufen. Die
EU-Kommission schätzte den Investitionsbedarf hingegen höher ein -
zwischen knapp 2 und rund 2,3 Billionen Euro.

 «Um die Wettbewerbsfähigkeit und Unabhängigkeit der EU
sicherzustellen, brauchen wir eine moderne Infrastruktur, die unserer
Industrie nutzt und die Preise im Rahmen halten kann», sagte
Pentus-Rosimannus. Inwieweit sich die Netzinvestitionen auf die
Stromrechnungen auswirken werden, lässt sich den Prüfern zufolge kaum
vorhersagen.

EU-Energiekommissar Dan Jørgensen sagte in einem Interview des
Nachrichtenagentur-Netzwerks European Newsroom (ENR) jüngst, es sei
notwendig, die Stromnetze auszubauen und mehr Verbindungsleitungen zu
haben. Bis spätestens Anfang nächsten Jahres wolle er einen
Netz-Aktionsplan vorlegen. Die Deutsche Presse-Agentur gehört zum
ENR.

Strombedarf steigt weltweit

Die steigende Nachfrage nach Strom hat mehrere Gründe. Klimaanlagen,
Künstliche Intelligenz und andere Stromfresser haben den weltweiten
Energiebedarf im vergangenen Jahr überdurchschnittlich stark steigen
lassen.