Zölle: Minister und IHK rufen zu Schulterschluss in EU auf

03.04.2025 19:28

Mit seiner starken Export- und Industrieorientierung ist das Saarland
besonders betroffen von den angekündigten Strafzöllen der USA. Was
der Wirtschaftsminister und die IHK dazu sagen.

Saarbrücken (dpa/lrs) - Der saarländische Wirtschaftsminister Jürgen

Barke (SPD) und IHK-Hauptgeschäftsführer Frank Thomé haben angesichts

der neuen Strafzölle von US-Präsident Trump zu Selbstbewusstsein aber
auch zu Besonnenheit und Einigkeit in der EU aufgerufen. Im Saarland
mit seiner hohen Industriequote und Exportorientierung in die USA
würden die Auswirkungen ebenfalls zu spüren sein. «Wir dürfen jetzt

aber nicht in Panik verfallen oder vorzeitig Zugeständnisse machen»,
teilte Barke auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. 

Laut IHK ist das Saarland von den Plänen der US-Regierung besonders
betroffen: Im vergangenen Jahr habe die Industrie Waren in der
Größenordnung von 2,2 Mrd. Euro direkt in die USA exportiert. «Hinzu

werden indirekte Belastungen kommen, da sich auch zahlreiche
Exportgüter verteuern, die zwar aus anderen Teilen Deutschlands und
der EU exportiert werden - in denen aber saarländische Komponenten
verarbeitet wurden», erläuterte Thomé.

Wirtschaftsminister: Selbstbewusst auftreten

Nach Ansicht von Minister Barke müsse Deutschland seine Wirtschaft
nun «sturmfest» machen, indem man etwa die Binnennachfrage ankurble
und bessere Rahmenbedingungen für die Produktion schaffe - auch bei
den Energiekosten. «Die Europäische Union muss ihrerseits klar
zeigen, dass wir entschlossen reagieren können, aber auch zu
Verhandlungen bereit sind.» Europa gehöre zu den leistungsstärksten
Volkswirtschaften der Welt. «Wir haben allen Grund, selbstbewusst
aufzutreten», so Barke. Aber nur, wenn man in Europa zusammenstehe,
erreiche man die nötige Durchschlagskraft.

«Ironischerweise leistet Trump mit seinem Gebaren ja einen großen
Beitrag dazu, die EU zu einen wie nie zuvor», bemerkte der Minister.
«Wenn wir jetzt die richtigen Schritte gehen, hat uns der
amerikanische Präsident mitunter sogar einen Gefallen getan.»

Die Zollpolitik des amerikanischen Präsidenten werde seiner Ansicht
nach jedoch keine Gewinner hervorbringen. «Letztlich schadet ein
Handelskrieg allen Beteiligten. Die Maßnahmen werden die Inflation in
den USA noch weiter antreiben und das Land in eine Rezession
stürzen», vermutet er.

IHK: Wirtschaftliche Stärke ausspielen

Nach Einschätzung des IHK-Hauptgeschäftsführers erschüttert Trumps

Zoll-Ankündigung die internationale Handelsordnung. «Jetzt kommt es
darauf an, dass die EU besonnen, aber auch entschlossen reagiert»,
sagte Thomé der dpa. Die EU-Handelspolitik müsse sich «der
protektionistischen US-Politik entgegenstellen und in Verhandlungen
ihre wirtschaftliche Stärke ausspielen». 

Bosch hofft auf Lösung für Automobilindustrie

Auch der Automobilzulieferer Bosch, der im Saarland nach eigenen
Angaben 3900 Mitarbeiter beschäftigt, setzt nach Angaben einer
Sprecherin darauf, «dass politische Entscheidungsträger den Dialog
fortsetzen, um in der aktuellen komplexen Lage gemeinsam eine Lösung
zu finden.» Für Bosch als international agierendes Unternehmen sei
globaler Handel unter fairen Wettbewerbsbedingungen von hoher
Bedeutung. «Die von den USA angekündigten Zölle sind eine
Herausforderung für die gesamte, heute global aufgestellte Wirtschaft
- insbesondere auch für die Automobilindustrie. Diese lebt von
offenen Märkten und Export», so Irina Ananyeva. 

Welche Folgen die US-Zölle auf das Unternehmen in Homburg haben
werden, ließe sich nicht einschätzen: «Aufgrund der komplexen
Lieferketten und globalen Marktstruktur können keine Aussagen über
mögliche Auswirkungen der von den USA angekündigten Zölle auf
einzelne Standorte getroffen werden», teilte sie auf Anfrage mit. 

Stahl-Holding-Saar: Importdruck wird verschärft

Nach Einschätzung der Stahl-Holding-Saar (SHS), zu der die Dillinger
Hütte und die Saarstahl AG mit rund 13.000 Mitarbeitern gehören,
wirken sich Wettbewerbseinschränkungen wie die US-Zölle in der
«extrem angespannten Wirtschaftslage» zusätzlich negativ auf die
Wirtschaft aus. «Der überwiegende Teil unserer Produkte geht zwar
nach Deutschland und Europa, allerdings liefern wir natürlich auch
nach Nordamerika», sagte ein Sprecher. Das größte Problem bestehe
darin, dass die US-Strafzölle den Importdruck durch Dumping-Stahl aus
nicht-europäischen Ländern weiter verschärften. 

Die Europäische Union und die neue Bundesregierung seien deshalb
weiterhin gefragt, schnell und konsequent zu handeln. «Sie müssen
umgehend die europäische Industrie vor unfairen Handelspraktiken und
Billigimporten schützen, die hohen Energiekosten in Deutschland
senken und den Bürokratieabbau vorantreiben», hieß es. Nur so könne

die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen gestärkt werden.