«Haltet durch»: Trump bittet Bürger in Zollstreit um Geduld
06.04.2025 04:26
Trumps radikaler Rundumschlag in der Handelspolitik hat auch für die
USA schwerwiegende Folgen. Der Präsident bemüht Durchhalteparolen.
Sein Berater Musk macht einen überraschenden Vorschlag.
Washington/Florenz (dpa) - Die schweren Turbulenzen durch das
Zollpaket des US-Präsidenten bekommen viele Amerikaner direkt zu
spüren - nun versucht Donald Trump, seine Landsleute mit
Durchhalteparolen zu beruhigen. «Haltet durch - es wird nicht leicht,
aber das Endergebnis wird historisch», schrieb Trump auf der
Plattform Truth Social. «Dies ist eine wirtschaftliche Revolution,
und wir werden siegen.» Während Trumps Zollpaket Anlegervermögen in
Milliardenhöhe vernichtete und Handelspartner brüskierte, sprach sich
sein einflussreicher Berater Elon Musk für eine Freihandelszone mit
Europa aus.
Die USA hätten sich lange ausnutzen lassen, doch damit sei jetzt
Schluss, versprach Trump. Jobs, Unternehmen und Geschäfte kämen durch
den Schritt zurück in die USA «wie nie zuvor». Doch die
Erfolgsaussichten seines radikalen Rundumschlags sind bestenfalls
ungewiss.
Folgenschwerer Rundumschlag: Rezession und Handelskrieg?
Ökonomen warnen vor einer aufziehenden Rezession in den USA und
betrachten Trumps Zollpolitik eher als strategisches Eigentor, das
letztlich auch den Vereinigten Staaten schaden wird. Auch der Chef
der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, erwartet eine höhere Inflation
und langsameres Wachstum für die USA. Ein globaler Handelskonflikt
könnte zudem die gesamte Weltwirtschaft in eine tiefe Krise stürzen.
Einige Länder wie China und auch die EU zeigen sich zu drastischen
Gegenmaßnahmen bereit.
Musks Elektroauto-Firma Tesla, die ihre Fahrzeuge sowohl in China als
auch in Deutschland produziert und verkauft, dürfte die Folgen
ebenfalls zu spüren bekommen. Die Politik der neuen US-Regierung lobt
der Tech-Milliardär meist überschwänglich - oder prägt sie gleich
mit. Doch nun plädiert Musk überraschend für eine transatlantische
Freihandelszone ohne Zölle.
Er hoffe, dass sich die USA und Europa auf eine noch engere
Partnerschaft als bisher einigen könnten, sagte Musk bei einem
Parteitag der rechten italienischen Regierungspartei Lega am Samstag
in Florenz, zu dem er per Video zugeschaltet wurde. «Und was die
Zölle anbelangt, hoffe ich, dass wir uns auf eine Null-Zoll-Situation
zubewegen mit einer Freihandelszone zwischen Europa und Nordamerika»,
sagte Musk laut italienischer Simultanübersetzung.
Amerikaner zahlen die Zeche
Infolge des am Mittwoch verkündeten Zollpakets gelten auf Importe aus
allen Ländern in die USA nun pauschale Zölle in Höhe von zehn
Prozent. Am 9. April will Trump noch höhere Zölle folgen lassen für
Länder, mit denen die USA aus seiner Sicht ein besonders großes
Handelsdefizit haben. Auf Importe aus EU-Staaten würden demnach
Strafabgaben in Höhe von 20 Prozent fällig. Andere Strafabgaben auf
Einfuhren in die USA, die bereits zuvor galten, bleiben ebenfalls
erhalten.
Ein Importzoll funktioniert ähnlich wie eine Steuer. Die Abgabe muss
vom importierenden Unternehmen gezahlt werden - in diesem Fall also
von Firmen in den USA. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass die
importierenden Firmen die höheren Kosten nicht einfach selbst tragen,
sondern an die Verbraucher weitergeben - und die so steigenden Preise
die Inflation wieder anheizen. In den vergangenen Wochen hatte Trump
Bedenken, dass neue Zölle vor allem amerikanische Verbraucher durch
höhere Preise belasten werden, stets abgetan und von vorübergehenden
kleineren «Störungen» gesprochen.
«Trump ist am Golfen, während die Börse abstürzt»
Mit seinem gewaltigen Zollpaket schickte Trump nun aber auch die
Börsen weltweit auf Talfahrt - und radierte damit auch Vermögen von
Privatanlegern in Milliardenhöhe quasi über Nacht aus. Viele
Amerikaner sind an der Börse investiert und bangen nun um ihr
Erspartes, was sich auch bei den landesweiten Protesten gegen Trumps
Regierung am Wochenende zeigte. Die Veranstalter sprachen von
Millionen Teilnehmern bei mehr als 1.300 Kundgebungen, offizielle
Zahlen oder Schätzungen gab es allerdings nicht.
«Ich habe gestern Geld verloren wegen des Wahnsinns, dem uns dieser
Mann aussetzt», schimpfte eine 74-jährige Demonstrantin, die bei
einem Protest in Chicago dabei war und vom «Wall Street Journal»
zitiert wurde. «Ihm ist nicht klar, dass Rentner in meinem Alter von
diesem Geld leben.» Dass sich der Präsident derweil für ein
verlängertes Golf-Wochenende nach Florida verabschiedete, stieß bei
Demonstranten besonders übel auf. «Trump ist am Golfen, während die
Börse abstürzt», stand auf dem Plakat einer empörten Frau.