Amerikaner protestieren gegen Trump - Musk für Freihandel

06.04.2025 13:09

Das Börsenbeben nach Trumps Zollankündigung treibt viele Amerikaner
auf die Straße. Der Präsident bittet: «Haltet durch!» Doch auch im

eigenen Team gibt es jetzt einen prominenten Abweichler.

Washington/Florenz (dpa) - Massenprotest auf den Straßen, die
Wirtschaft in Sorge und offener Dissens im eigenen Team: Donald
Trumps Zollpaket hat die USA und die Weltwirtschaft in schwere
Turbulenzen gestürzt. Elon Musk, sein prominentester Berater, rückte
öffentlich vom US-Präsidenten ab: Er sprach sich für eine
Freihandelszone ohne Zölle mit Europa aus. In vielen US-Städten
demonstrierten Menschen gegen die Regierung, weil sie um ihre
Ersparnisse fürchten und um ihre Demokratie. Vom Präsidenten, der
sich zum Golfspielen in Florida verabschiedet hatte, kamen
Durchhalteparolen.

«Haltet durch - es wird nicht leicht, aber das Endergebnis wird
historisch», schrieb Trump. «Dies ist eine wirtschaftliche
Revolution, und wir werden siegen.» Während Trumps Zollpaket
Anlegervermögen in Milliardenhöhe vernichtete und Handelspartner
brüskierte, sprach sich sein einflussreicher Berater Elon Musk für
freien Handel mit Europa aus.

Musk für «Null-Zoll-Situation» mit Europa

Er hoffe, dass sich die USA und Europa auf eine noch engere
Partnerschaft als bisher einigen könnten, sagte Musk bei einem
Parteitag der rechten italienischen Regierungspartei Lega am Samstag
in Florenz, zu dem er per Video zugeschaltet wurde. «Und was die
Zölle anbelangt, hoffe ich, dass wir uns auf eine Null-Zoll-Situation
zubewegen mit einer Freihandelszone zwischen Europa und Nordamerika»,
sagte Musk laut italienischer Simultanübersetzung.

Der Unternehmer Musk hat eine zentrale Rolle im Trump-Team. Er soll
die Staatsausgaben kürzen. Die Politik der neuen US-Regierung lobt
der Tech-Milliardär meist überschwänglich - oder prägt sie gleich
mit. 

Nach Medienberichten steht aber ein Rückzug Musks im Raum. Er wolle
sich wieder stärker um seine Unternehmen kümmern, darunter der
Autobauer Tesla und das Raumfahrtunternehmen SpaceX. Laut Weißem Haus
darf Musk als «besonderer Regierungsbeschäftigter» jedoch ohnehin nur

höchstens 130 Tage pro Jahr für die Regierung tätig sein.  

Zehn-Prozent-Zoll greift

Infolge des am Mittwoch verkündeten Zollpakets gelten auf Importe aus
allen Ländern in die USA nun pauschale Zölle in Höhe von zehn
Prozent. Am 9. April will Trump noch höhere Zölle folgen lassen für
Länder, mit denen die USA aus seiner Sicht ein besonders großes
Handelsdefizit haben. Auf Importe aus EU-Staaten würden demnach
Strafabgaben in Höhe von 20 Prozent fällig. Andere Strafabgaben auf
Einfuhren in die USA, die bereits zuvor galten, bleiben.

Die USA hätten sich lange ausnutzen lassen, doch damit sei jetzt
Schluss, versprach Trump. Jobs, Unternehmen und Geschäfte kämen durch
den Schritt zurück in die USA «wie nie zuvor». Doch die
Erfolgsaussichten seines radikalen Rundumschlags sind bestenfalls
ungewiss.

«Trump ist am Golfen, während die Börse abstürzt»

Mit seinem gewaltigen Zollpaket schickte Trump die Börsen weltweit
auf Talfahrt - und radierte damit auch Vermögen von Privatanlegern in
Milliardenhöhe quasi über Nacht aus; viele Amerikaner haben an der
Börse investiert. Landesweit gab es am Wochenende Proteste gegen
Trumps Regierung. Die Veranstalter sprachen von Millionen Teilnehmern
bei mehr als 1.300 Kundgebungen, offizielle Zahlen oder Schätzungen
gab es nicht.

«Ich habe gestern Geld verloren wegen des Wahnsinns, dem uns dieser
Mann aussetzt», schimpfte eine 74 Jahre alte Demonstrantin in
Chicago, die vom «Wall Street Journal» zitiert wurde. «Ihm ist nicht

klar, dass Rentner in meinem Alter von diesem Geld leben.» Auf dem
Plakat einer empörten Frau stand: «Trump ist am Golfen, während die
Börse abstürzt.» 

Amerikaner zahlen die Zeche

Ein Importzoll funktioniert ähnlich wie eine Steuer. Die Abgabe muss
vom importierenden Unternehmen gezahlt werden - in diesem Fall also
von Firmen in den USA. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass die
importierenden Firmen die höheren Kosten nicht einfach selbst tragen,
sondern an die Verbraucher weitergeben - und die so steigenden Preise
die Inflation wieder anheizen. 

Erste Unternehmen überprüfen ihre Lieferstrategie in die USA.
Nintendo verschiebt Vorbestellungen für die Spielekonsole Switch 2.
Spekuliert wird über Preiserhöhungen. Der britische Autobauer Jaguar
Land Rover verkündete für April eine Lieferpause. Beide Unternehmen
wollen erst die neuen Marktbedingungen besprechen. 

Folgenschwerer Rundumschlag: Rezession und Handelskrieg?

Ökonomen warnen vor einer aufziehenden Rezession in den USA und
betrachten Trumps Zollpolitik eher als strategisches Eigentor, das
letztlich auch den Vereinigten Staaten schaden wird. Auch der Chef
der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, erwartet eine höhere Inflation
und langsameres Wachstum für die USA. Ein globaler Handelskonflikt
könnte zudem die gesamte Weltwirtschaft in eine tiefe Krise stürzen.
China hat schon mit Gegenzöllen reagiert. Die EU zeigte sich zu
drastischen Gegenmaßnahmen bereit. Am Montag treffen sich die
Handelsminister der Gemeinschaft in Luxemburg.