Deutschland nicht mehr Asyl-Spitzenreiter in Europa

07.04.2025 14:26

Lange Zeit war Deutschland auf Platz eins in Europa, wenn es um die
Zahl der Asylanträge ging. Inzwischen sind andere Länder vorn. Die
deutschen Zahlen sinken rapide.

Nürnberg (dpa) - Deutschland ist im Februar von Frankreich als
Spitzenreiter bei Asylanträgen in Europa abgelöst worden. Nach der in
Nürnberg veröffentlichten Statistik des Bundesamts für Migration und

Flüchtlinge (Bamf) lagen bei der Gesamtzahl der Anträge Frankreich
mit 13.080 und Spanien mit 12.975 vor Deutschland mit 12.775. Zum
Vergleich: In der Summe des gesamten Jahres 2024 lag Deutschland mit
250.615 Anträgen noch deutlich an der Spitze vor Spanien mit 166.175
und Italien mit 158.605.

Niedrigste März-Zahl seit drei Jahren

Ein internationaler Vergleich für den März liegt bisher nicht vor. In
Deutschland ging die Zahl der Asylanträge aber weiter zurück, auf
10.647 - davon 8.983 Erstanträge. Das sind 19,7 Prozent weniger als
im Februar und 45,3 Prozent weniger als im März 2024. Es handelt sich
um die niedrigste März-Zahl seit 2022. Das liegt vor allem an einem
klaren Rückgang von Asylanträgen von Menschen aus den drei
Haupt-Herkunftsländern Syrien, Afghanistan und der Türkei. 

Im gesamten ersten Quartal 2025 waren 41.123 Asylanträge eingegangen,
davon 36.136 Erstanträge. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es
mit 71.061 Anträgen - davon 65.419 Erstanträge - noch deutlich mehr.
Die Zahl der Erstanträge aus dem langjährigen Bürgerkriegsland Syrien

hat sich im ersten Quartal halbiert: von 19.687 im Vorjahr auf 9.861.
Bei Erstanträgen aus der Türkei gab es sogar ein Minus von 61,2
Prozent auf nur noch 3.755. Die Zahl der Erstanträge aus Afghanistan
verringerte sich um 42,5 Prozent auf 5.616.

Faeser: Irreguläre Migration deutlich zurückgedrängt

Die geschäftsführende Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD)
betonte, die irreguläre Migration nach Europa sei deutlich
zurückgedrängt worden «durch ein starkes Bündel an Maßnahmen, dur
ch
eigenes deutsches Handeln und enge europäische Kooperation». Nun
müsse das neue europäische Asylsystem (GEAS) durchgesetzt werden,
«damit wir auch die EU-Außengrenzen besser schützen und dauerhaft zu

einer fairen Verteilung von Geflüchteten in der EU kommen».

Grund für den jüngsten Rückgang der Zahl der Asylanträge sind nach

den Worten von Bamf-Präsident Hans-Eckhard Sommer jedoch vor allem
Maßnahmen Serbiens an der Grenze zu Ungarn gewesen. Sommer hatte Ende
März in einem als persönliche Meinung deklarierten Vortrag gesagt, es
sei falsch, am individuellen Asylrecht festzuhalten und auf positive
Effekte der beschlossenen GEAS-Reform zu hoffen. Sinnvoller seien
humanitäre Aufnahmen «in beachtlicher Höhe», etwa je nach
Integrationsfähigkeit des Arbeitsmarkts.

Schutzquote derzeit wenig aussagekräftig

In nur noch 18,5 Prozent der Fälle erhielten die Antragsteller einen
Schutzstatus. Diese Quote - im Gesamtjahr 2024 lag sie noch bei 44,4
Prozent - ist allerdings derzeit nicht aussagekräftig, weil wegen der
unklaren politischen Situation in Syrien ein Entscheidungsstopp
verhängt wurde. Asylverfahren von Menschen aus Syrien werden bis auf
weiteres nur in Ausnahmen entschieden. Wann der Entscheidungsstopp
aufgehoben wird, ist derzeit unklar. Ende März waren insgesamt noch
180.597 Asylverfahren anhängig, 7,5 Prozent weniger als Ende
Februar. 

Weiter wenig Dublin-Überstellungen

Das umstrittene Dublin-Verfahren zur Verteilung der Asylsuchenden
innerhalb Europas funktioniert aus deutscher Sicht weiterhin nicht
optimal. Deutschland stellte nach der Dublin-Regelung von Januar bis
März insgesamt 13.223 Übernahmeersuchen an EU-Länder, in deren Gebiet

der betreffende Asylsuchende erstmals einen Antrag gestellt hatte. In
8.929 Fällen stimmten die betreffenden EU-Länder zu. Doch in nur
1.715 Fällen kam es der Statistik des Bundesamts zufolge tatsächlich
zur Überstellung.