China und Trump unversöhnlich - EU-Liste für Gegenzölle

08.04.2025 20:50

Der von US-Präsident Trump angeheizte Handelskonflikt mit dem Rest
der Welt eskaliert weiter, China gibt sich kämpferisch. In Brüssel
werden Details zu Gegenmaßnahmen bekannt.

Washington/Brüssel/Peking (dpa) - In dem von US-Präsident Donald
Trump ausgelösten weltweiten Handelskonflikt zeichnet sich keine
Entspannung ab. Kurz vor Inkrafttreten eines gewaltigen US-Zollpakets
gegen nahezu alle Länder hat das Weiße Haus ein Aussetzen der höheren

Abgaben ausgeschlossen. Auch China hatte signalisiert, nicht
nachgeben zu wollen. Die EU-Kommission berät über Gegenmaßnahmen auf

die neuen US-Zölle. 

US-Präsident Trump denke nicht an eine Verlängerung oder Verzögerung

bei den Zöllen, sagte die Sprecherin Weißen Hauses, Karoline Leavitt.
Sie habe mit Trump darüber gesprochen. Die Zölle würden in der Nacht

zum Mittwoch um 0:01 Uhr Ortszeit (6.01 MESZ) in Kraft treten. Das
gelte auch für Sonderzölle gegen China, die dann insgesamt 104
Prozent betragen würden. 

Trump wartet auf Anruf aus Peking 

Präsident Trump glaube, dass China ein Abkommen mit den Vereinigten
Staaten schließen wolle. Es sei ein Fehler gewesen, dass China
Vergeltungsmaßnahmen ergriffen habe, sagte Leavitt, «denn wenn
Amerika geschlagen wird, schlägt es härter zurück». Aber der
Präsident glaube, dass China eine Einigung anstrebe. Peking wisse nur
nicht, wie es das anstellen solle, sagte Leavitt.

«Und der Präsident wollte auch, dass ich Ihnen allen sage, dass er
unglaublich gnädig sein wird, wenn China seine Hand ausstreckt, um
eine Vereinbarung zu treffen, aber er wird tun, was das Beste für das
amerikanische Volk ist», sagte Leavitt. Trump hatte zuvor erklärt, er
warte auf einen Anruf aus China.

Der US-Präsident hatte am Vortag weitere Sonderzölle von noch einmal
50 Prozent für China angekündigt. Er reagierte damit auf Pekings
angekündigte Gegenzölle in Höhe von 34 Prozent.

Zeichen stehen auf Eskalation zwischen Peking und Washington

Das chinesische Handelsministerium teilte lediglich mit, China werde
entschlossen Gegenmaßnahmen ergreifen, um seine eigenen Rechte und
Interessen zu schützen, sollten die USA ihre Zollmaßnahmen weiter
eskalieren.

Bestünden die USA auf ihre neuen Zölle, werde «China sie definitiv
bis zum Ende begleiten», so das Ministerium. Das Statement lässt sich
auch mit «bis zu Ende kämpfen» übersetzen. Für die beiden grö
ßten
Volkswirtschaften zeichnen sich damit immer höhere Zollaufschläge und
Belastungen im Handel ab.

Trump will mit Zöllen angebliche Handelsungleichgewichte korrigieren
und Produktion in die USA verlagern. Zugleich sollen die
Zolleinnahmen dazu dienen, im Wahlkampf versprochene Steuersenkungen
zumindest teilweise gegenzufinanzieren.

An diesem Mittwoch treten die neuen US-Sonderzölle gegen zahlreiche
Handelspartner in Kraft. Für die EU gelten 20 Prozent, für Importe
aus anderen Ländern werden teils noch höhere Abgaben fällig. An den
Börsen ging es nach den dramatischen Kursverlusten wieder etwas
aufwärts. Die aggressive Zollpolitik Trumps sorgt an den Märkten aber
weltweit weiter für Unsicherheit. 

Brüssel stimmt über Gegenmaßnahmen ab

Die EU wird voraussichtlich keine Zusatzzölle auf amerikanischen
Whiskey erheben. Eine Liste der zuständigen EU-Kommission mit
Produkten für erste Gegenmaßnahmen im Zollstreit mit den USA enthält

entgegen ursprünglichen Planungen keinen Bourbon-Whiskey mehr, wie
aus EU-Kreisen verlautet. 

Über die Gegenmaßnahmen der EU soll an diesem Mittwoch von der EU
abgestimmt werden. Trump lehnte zuletzt einen Vorschlag aus Brüssel
ab, über den Wegfall aller Zölle auf Industriegüter zu verhandeln.

EU reagiert auf neue US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte

Bei den geplanten EU-Sonderzöllen handelt es sich zunächst um die
Reaktion auf die bereits vor rund einem Monat verhängten neuen
US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. Die US-Maßnahmen treffen
nach EU-Angaben Exporte im Wert von 26 Milliarden Euro und könnten
den USA damit theoretisch zusätzliche Zolleinnahmen von rund 6,5
Milliarden Euro bescheren. 

Als Grund, dass Bourbon nicht mehr von Gegenzöllen getroffen werden
soll, gilt vor allem die Lobbyarbeit von Ländern wie Frankreich und
Italien. Trump hatte mit Gegenzöllen von 200 Prozent auf Wein,
Champagner und andere alkoholische Getränke aus EU-Staaten gedroht,
sollte die EU das Vorhaben umsetzen. 

Die Gegenmaßnahmen werden voraussichtlich einen etwas geringeren
Umfang haben als die US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte.
Hintergrund ist auch, dass man fürchtet, durch Gegenmaßnahmen die
eigenen Unternehmen zu schaden. 

EU-Vertreter betonen, dass der Staatenbund weiterhin bereit sei, eine
Lösung am Verhandlungstisch zu finden. Eine Erleichterung bei den
US-Zöllen könnte die Europäische Union möglicherweise erhalten, wen
n
sie im Gegenzug amerikanische Energie abnimmt. 

Trump: «Sie müssen unsere Energie kaufen»

«Wir haben ein Handelsdefizit mit der Europäischen Union in Höhe von

350 Milliarden Dollar - und das wird schnell verschwinden», sagte
Trump am Rande eines Treffens mit dem israelischen Premierminister
Benjamin Netanjahu. «Sie müssen unsere Energie kaufen - weil sie sie
brauchen.» 

Allein durch diesen Schritt könnten die 350 Milliarden «binnen einer
Woche» ausgeglichen werden. «Sie müssen eine vergleichbare Menge an
Energie kaufen - und sich verbindlich dazu verpflichten», forderte
Trump. Auf die Frage eines Journalisten, ob das Angebot der EU, alle
gegenseitigen Zölle auf Autos und Industriegüter aufzuheben, nicht
genug sei, antwortete er: «Nein, das ist es nicht.»

Energieexpertin: Trumps Vorschlag «kein großartig guter Deal»

Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte, die Hälfte des
Flüssigerdgases LNG für die EU komme bereits aus den Vereinigten
Staaten. Zudem betonte sie: «Wir sind bereit, zu diskutieren. Wir
sind bereit, zu verhandeln.» Das Wichtigste sei aber, dass Energie
aus mehreren Quellen komme. Eine übermäßige Abhängigkeit von einem

einzelnen Lieferanten solle vermieden werden.

Die Energieexpertin Claudia Kemfert hält Trumps Vorschlag, die EU
könne sich mit Flüssiggas im Wert von 350 Milliarden Euro von Zöllen

befreien, für kein gutes Abkommen. «Es ist kein großartig guter
Deal», sagte Kemfert RTL/ntv. 

«Wir würden sehr umweltschädliches Frackinggas importieren, was auch

noch recht teuer ist». Das mache Deutschland ohnehin schon. «Aber wir
müssen ja wegkommen vom fossilen Erdgas auch im Zuge der
Energiewende». Statt teure und umweltschädliche Deals einzugehen, sei
es eher angebracht, Gas zu sparen. Zudem könne Europa auch aus
anderen Ländern Gas beziehen. «Es ist immer noch ein Markt und nicht
eine Staatenentscheidung.»