Ökonom Felbermayr: «Ja, es ist ein Handelskrieg»
09.04.2025 05:15
US-Präsident Trump überzieht die Welt mit Zöllen. Ein Experte rät d
er
EU nicht nur zu Import-, sondern auch zu Exportzöllen. Das Ziel
sollte aber ein Kompromiss mit Washington sein.
Wien (dpa) - US-Präsident Donald Trump hat aus Sicht des Ökonomen
Gabriel Felbermayr einen Handelskrieg ausgelöst. Dieser Konflikt
müsse jedoch nicht von Dauer sein, betont der ehemalige Chef des
Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, der aktuell das
Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) in Wien
leitet.
«Ja, es ist ein Handelskrieg, aber man sollte es mit dieser Vokabel
nicht übertreiben», meinte er. Der Begriff werde dann verwendet, wenn
ein Land ein anderes Land mit Zöllen überziehe, die nicht den
normalen völkerrechtlichen Abmachungen entsprechen, sagte Felbermayr
der Deutschen Presse-Agentur.
Felbermayr rät zu «Nadelstichen» gegen USA
Der Ökonom hält die EU-Strategie für richtig,
Verhandlungsbereitschaft mit der Androhung von Gegenmaßnahmen zu
verbinden. Neben Zöllen auf US-Importe könnte die EU «Nadelstiche»
setzen, indem sie Exportzölle auf Produkte einhebt, die nur in Europa
hergestellt werden - etwa gewisse pharmazeutische Mittel oder
Maschinen zur Chip-Herstellung, sagte Felbermayr. «Das wäre dann für
die Amerikaner schwer zu verkraften».
Mit seiner fast globalen Zoll-Strategie will Trump die heimische
Produktion stärken und Handelspartner zu Zugeständnissen bewegen. Wie
stark die EU darunter leide, hänge von der Dauer der Maßnahmen ab,
sagte Felbermayr. Würden die 20-prozentigen Zusatzzölle auf
EU-Exporte sowie die 25-prozentigen Aufschläge auf Automobile und
Metall bis 2027 gelten, «dann würden wir damit rechnen, dass der
Handel um 20 bis 40 Prozent abnimmt.»
Idealziel: eine engere transatlantische Handelskooperation
«Das Gute an Handelskriegen ist ja, dass man sie sehr schnell wieder
beenden kann», meinte Felbermayr. Eine ideale Lösung des Konflikts
wäre aus seiner Sicht, wenn beide Seiten sich am Ende auf eine engere
Handelskooperation einigen würden. Dazu müsste die EU
Handelsbarrieren abbauen - etwa in den Bereichen Landwirtschaft oder
im Digital-Sektor, sagte er.