China appelliert an EU im Handelskonflikt
11.04.2025 10:16
Bei seinem letzten China-Besuch schlug Spaniens Regierungschef
Sánchez milde Töne an. Nun steht seine Reise im Zeichen des
US-Zollstreits. Chinas Präsident nutzt die Gelegenheit für einen
Appell.
Peking (dpa) - China hat im laufenden Handelsstreit die EU zur
Zusammenarbeit aufgerufen. Bei einem Treffen mit Spaniens
Regierungschef Pedro Sánchez in Peking sagte Präsident Xi Jinping,
dass China und die EU gemeinsam das internationale Handelsumfeld
schützen und sich gegen einseitige und schikanöse Praktiken wehren
sollten, um die internationalen Regeln und Ordnung zu wahren. In
einem Zollkrieg gebe es keine Gewinner und man isoliere sich selbst,
erklärte Xi laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua.
Sánchez sagte nach dem Treffen vor Medienvertretern: «Wir haben uns
immer für Verhandlungen und eine einvernehmliche Lösung für eine
Krise wie die derzeitige Handelskrise eingesetzt.» Davon ausgehend
sei eine Tür zum Dialog offen. Er sei sich sicher, dass die Welt
sowohl China als auch die Vereinigten Staaten brauche, sagte Sánchez.
Sánchez schon zum dritten Mal in China
Der Spanier ist der erste Regierungschef eines EU-Landes, der China
seit den Zoll-Entscheidungen von US-Präsident Donald Trump und der
Eskalation im Handelsstreits besucht. Während Trump bestimmte Zölle
gegen die EU mittlerweile vorübergehend wieder auf Eis legte, erhöhte
er die Aufschläge für Waren auf China, die nun bei 145 Prozent
liegen.
Für den Sozialisten war es bereits die dritte Reise in die
Volksrepublik binnen zwei Jahren. Wie viele andere EU-Staaten hat
auch Spanien ein deutliches Handelsdefizit mit China. 2024
importierte das südeuropäische Land Waren im Wert von 45 Milliarden
Euro aus China, während die Exporte nach Fernost lediglich 7,4
Milliarden Euro erreicht hatten. Sánchez betonte, China müsse die
Forderungen Spaniens und Europas für ausgewogenere Beziehungen hören.
Chinas Firmen investieren in Spanien
Bei seinem zurückliegenden Peking-Besuch im vergangenen Herbst hatte
sich der Linkspolitiker dafür ausgesprochen, «Brücken zwischen der
Europäischen Union und China» zu bauen. Chinesische Firmen
investieren schon länger in Spanien, das mit niedrigen Energiekosten
auch große Autobauer anlockte und zum Anlaufpunkt chinesischer Firmen
wird. In Peking unterschrieb Sánchez weitere wirtschaftliche
Kooperationsabkommen.
Die kommunistische Regierung versucht sich unter den durch Trump
ausgelösten Turbulenzen im internationalen Handel als verlässlicher
und stabiler Partner zu positionieren. Medienberichten zufolge könnte
im Juli zudem ein hochrangiger Besuch von EU-Vertretern in Peking
anstehen. Wie die «South China Morning Post» berichtete, sei eine
Reise von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und
EU-Ratspräsident António Costa in Planung.
Die USA dürften den Austausch zwischen China und Europa kritisch
beäugen. Bereits vor Sánchez Ankunft in Peking kam Kritik aus
Washington. Finanzminister Scott Bessent warnte vor einer Hinwendung
zu China. «Damit würde man sich selbst die Kehle durchschneiden»,
sagte er.