EU-Wirtschaftskommissar: Konflikt mit USA «unsichere Situation»

11.04.2025 13:58

Wie wirkt sich der Zollstreit zwischen der EU und der von Donald
Trump geführten US-Regierung auf Europas Volkswirtschaften aus? Der
EU-Wirtschaftskommissar mahnt zur Vorsicht.

Warschau (dpa) - Im Zollkonflikt mit den USA gibt
EU-Wirtschaftskommissar Valdis Dombrovskis keine Entwarnung. Erst vor
wenigen Tagen seien Zölle in Höhe von 20 Prozent gegen die EU
angekündigt worden, jetzt werde für 90 Tage angekündigt, dass es
Zölle in Höhe von 10 Prozent sein werden, sagte Dombrovskis bei einem
Treffen der EU-Finanzminister in Warschau. Diese kämen zusätzlich zu
bereits erhobenen Zöllen auf unter anderem Aluminium und Autos. «Es
ist also eine sehr unbeständige und unsichere Situation.»

Der Zollkonflikt hätte negative makroökonomische Auswirkungen auf die
EU- und US-Wirtschaft, sagte Dombrovskis, «und zwar auf die
US-Wirtschaft in größerem Umfang als auf die EU». Die EU sei daher
bereit, mit den USA zusammenzuarbeiten und konstruktive, für beide
Seiten akzeptable Lösungen zu finden. 

Gleichzeitig werde die EU die wirtschaftlichen Interessen ihrer
Wirtschaft und Unternehmen verteidigen, wenn es notwendig und keine
Bewegung von der US-Seite erkennbar sei. «Aber das ist nicht unsere
erste Wahl, denn wir sehen diese Zölle als schädlich für die
EU-Wirtschaft, wir sehen sie als schädlich für die US-Wirtschaft und
für die globale Wirtschaft.»

EU-Kommission rechnet mit Sinken der Wirtschaftskraft

Sollten - wie von US-Präsident Donald Trump vor wenigen Tagen
angekündigt - Zölle in Höhe von 20 Prozent gegen die EU in Kraft
treten, rechnet die EU-Kommission mit einem Sinken ihrer
Wirtschaftskraft um etwa 0,2 Prozent bis 2027. Wenn die Zölle als
dauerhaft angesehen oder weitere Gegenmaßnahmen ergriffen werden,
wären die wirtschaftlichen Folgen für die EU mit bis zu minus 0,5 bis
0,6 Prozent negativer, sagte Dombrovskis in Warschau. «Natürlich
können unsere Modellsimulationen angesichts der außerordentlichen
Ungewissheit und der sich rasch ändernden Zollentscheidungen nicht
völlig präzise sein, aber sie zeigen den allgemeinen Trend, dass
Zölle der Wirtschaft und dem Wohlstand schaden.» 

Für die USA rechnet die Brüsseler Behörde mit stärkeren Folgen und

erwartet ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts aus in Höhe von 0,8
Prozent bis 1,4 Prozent bis 2027. Bei dauerhaften Zöllen rechnet die
EU mit einem Rückgang in Höhe von 3,1 Prozent bis 3,3 Prozent in den
USA.

Jüngst hatte US-Präsident Donald Trump nach großen Turbulenzen an den

Aktien- und Finanzmärkten überraschend entschieden, vielen Staaten 90
Tage lang eine Pause von bestimmten Zöllen zu gewähren.

Donohoe: Euroraum widerstandsfähig

Der Präsident der Eurogruppe, der Ire Paschal Donohoe, sagte in
Warschau, die Eurozone befinde sich noch in einer sehr stabilen
Position. Alle Minister, die die verschiedenen Volkswirtschaften der
Eurozone verträten, arbeiteten eng zusammen, um eine koordinierte
Reaktion auf die Geschehnisse zu gewährleisten. «Ich bin nach wie vor
sehr, sehr zuversichtlich, dass die wirtschaftlichen Grundlagen des
Euroraums widerstandsfähig und stark sind», sagte Donohoe.