Zollstreit als Chance? EU-Kammer sieht Moment für China

16.04.2025 03:31

Pekings Industriepolitik «Made in China 2025» vermieste vielen
Auslandsfirmen in der Volksrepublik die Laune. Ausgerechnet der
Handelsstreit mit den USA könnte für China eine Möglichkeit sein.

Peking (dpa) - China hat aus Sicht der dort ansässigen
EU-Handelskammer im eskalierten Handelsstreit mit den USA eine
Möglichkeit, als Partner wieder attraktiver zu werden. «China hat die
Chance, als zuverlässiger, stabiler und berechenbarer Handelspartner
wahrgenommen zu werden», sagte Kammerpräsident Jens Eskelund in
Peking. Doch die Volksrepublik müsse dafür überdenken, wie sie mit
dem Rest der Welt umgehe, erklärte der Däne. Seine Einrichtung
vertritt rund 1700 Unternehmen aus der EU, die in China aktiv sind.

Zehn Jahre hatte Peking aus Sicht der Kammer seine «ambitionierte»
aber für EU-Firmen auch «abschreckende» Industriepolitik «Made in
China 2025» betrieben. Doch in einer Zeit, in der die USA
«beispiellose Unsicherheit» für die Zukunft globaler wirtschaftlicher

Beziehungen brächten, sei es in Pekings Interesse, der EU zu zeigen,
bereit zu für beide Seiten vorteilhaften Wirtschaftsbeziehung zu
sein, schrieb die Kammer in einem neuen Papier. 

Was China mit «Made in China 2025» wollte

Peking könnte dies durch eine Abkehr von stark koordinierter
Industriepolitik wie «Made in China 2025» und einer Hinwendung zu
marktorientierten Reformen erreichen, die Firmen aus China und dem
Ausland gleiche Bedingungen böten, hieß es. Denn bei E-Autos, mit
denen das Land sehr erfolgreich ist, steuerte die EU bereits mit
Zöllen gegen. 

China hatte «Made in China 2025» im Jahr 2015 vorgestellt. Peking
sorgte mit dem Plan, seine Unternehmen in zehn Schlüsseltechnologien
in globale Führungspositionen zu bringen, für Verwunderung. Fortan
war das Land für viele Länder nicht mehr nur Partner, sondern auch
Wettbewerber. Ausländische Firmen büßten durch die Förderung der
Regierung für chinesische Firmen Marktanteile ein. 

So wirkte Chinas Industriepolitik auch auf Deutschland

Um seinen technologischen Rückstand schneller aufzuholen, ging China
früh auf Einkaufstour, etwa als der Haushaltsgerätespezialist Midea
2016 den deutschen Roboter-Hersteller Kuka übernahm. 2024 zog China
bei der Anzahl von Industrierobotern je 10.000 Mitarbeiter an
Deutschland vorbei und erreichte so ein höheres Niveau an
industrieller Automation als jedes europäische Land, wie die Kammer
schrieb. 

Der Kammer zufolge war «Made in China 2025» in Teilen erfolgreich.
Zwar habe die Volksrepublik einige der spezifischen Ziele für manche
Bereiche nicht erreicht, aber das übergeordnete Ziel, das gesamte
verarbeitende Gewerbe in China weiter zu modernisieren, deutlich
vorangebracht, hieß es.

Nicht alle Ziele erreicht 

In einigen Branchen ist China Technologieführer. Die Volksrepublik
ist zum Beispiel zum größten E-Auto-Land geworden, indem Lieferketten
größtenteils lokalisiert wurden. China ist außerdem dabei, der
wichtigste Schiffbauer zu werden und benötigt bei Zügen nur noch
wenige Teile aus dem Ausland. 

Schlechter lief es im Luftfahrt-Sektor. China baut erfolgreich
Drohnen, kommt aber beim selbst entwickelten Passagierflugzeug C919
nicht ohne Teile ausländischer Zulieferer aus. In der Pharmaindustrie
produziert China viele Medikamente selbst. Diese liegen allerdings
preislich und qualitativ am unteren Ende, weshalb die EU-Kammer damit
rechnet, dass Produkte ausländischer Firmen wegen ihrer hohen
Sicherheit weiter Zukunft in China haben.