EZB senkt Leitzinsen im Zollstreit auf 2,25 Prozent

17.04.2025 14:28

Gut für Kreditnehmer, schlecht für Sparer: Die Europäische
Zentralbank setzt die Leitzinsen erneut herab. Denn mit der
Zolloffensive von Donald Trump wachsen die Sorgen um Wirtschaft und
Welthandel.

Frankfurt/Main (dpa) - Die Europäische Zentralbank senkt inmitten der
Zollturbulenzen zum siebten Mal seit vergangenem Juni die Leitzinsen.
Der für Banken und Sparer wichtige Einlagensatz wird um 0,25
Prozentpunkte auf 2,25 Prozent verringert, wie die Notenbank in
Frankfurt mitteilte. 

Niedrigere Zinsen machen Kredite tendenziell günstiger. Sie helfen
der schwachen Konjunktur in der Eurozone, der mit der Zolloffensive
von Donald Trump weitere Rückschläge drohen. Zudem gibt die
abflauende Inflation im Euroraum der EZB Spielraum für
Zinssenkungen. 

Der Rückgang der Inflation schreite gut voran, teilte die EZB mit.
Zudem hätten sich die Wachstumsaussichten für die Wirtschaft im
Euroraum «aufgrund der zunehmenden Handelsspannungen eingetrübt».
«Die erhöhte Unsicherheit dürfte das Vertrauen der privaten Haushalte

und Unternehmen mindern», erklärte die EZB und verwies auch auf die
jüngsten heftigen Börsenturbulenzen. Die Notenbank sprach von
«außergewöhnlich hoher Unsicherheit».

Die EZB verringert nicht nur den Einlagensatz, sondern auch den Zins,
zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der Notenbank besorgen
können: Statt 2,65 Prozent werden dafür nun 2,4 Prozent Zinsen
fällig.

Sorgen um Trumps Zölle

Seit der Verkündung von Trumps globalem Zollpaket Anfang April sind
die Sorgen um den Welthandel und die Wirtschaft in Europa stark
gewachsen. Der Zollstreit könnte die Wirtschaft im Euroraum erheblich
belasten, die nach EZB-Prognose 2025 ohnehin nur minimal um 0,9
Prozent wachsen dürfte.

Zwar hat Trump die pauschalen Zölle von 20 Prozent auf Importe aus
der EU für 90 Tage ausgesetzt. Es bleiben aber der neue US-Basiszoll
von 10 Prozent und 25 Prozent Zoll auf Autos, Stahl und Aluminium aus
Europa. Trump will zudem neue Sonderzölle im Bereich der
Halbleiterindustrie und auf Medizinprodukte ankündigen. 

Schon jetzt verunsichert Trumps Zoll-Schlingerkurs Unternehmen
weltweit. Nach Ansicht von Ifo-Präsident Clemens Fuest ist eine
Weltwirtschaftskrise nicht auszuschließen. EZB-Präsidentin Christine
Lagarde hatte jüngst vor deutlichen Einbußen beim Wirtschaftswachstum
in der Eurozone gewarnt, sollte der Handelsstreit mit den USA
eskalieren.

Inflation schwächt sich ab

Zudem kommt die EZB beim Kampf gegen die Inflation voran. Die
Teuerung im Euroraum sank im März auf eine Rate von 2,2 Prozent und
liegt damit nahe am EZB-Ziel von mittelfristig 2,0 Prozent. So hat
sich der Preisdruck bei Dienstleistungen abgeschwächt, der zuletzt
als Inflationstreiber galt. Ihr Ziel stabiler Preise sieht die EZB in
greifbarer Nähe.

Im Zollkonflikt hat zudem der Euro zum Dollar stark im Kurs
aufgewertet, was Importe nach Europa verbilligt und die Inflation
tendenziell dämpft. Auch mit dem gesunkenen Ölpreis schwindet der
Inflationsdruck, während der Zollstreit die globale Nachfrage dämpfen
dürfte. Sorgen um eine wieder anziehende Teuerung, etwa im Zuge von
europäischen Gegenzöllen auf US-Produkte oder wegen des
milliardenschweren Finanzpakets von SPD und Union, traten in den
Hintergrund. 

Sinkende Zinsen für Sparer

Für Sparer ist die erneute Leitzinssenkung keine gute Nachricht:
Bekommen Geschäftsbanken weniger Zinsen für bei der EZB geparkte
Gelder, senken sie die Zinsen auf Einlagen der Kunden. Mitte April
brachten bundesweit verfügbare Tagesgelder im Schnitt nur 1,4
Prozent, zeigt eine Analyse des Vergleichsportals Verivox. Die Zinsen
für zweijährige Festgelder lagen demnach zuletzt bei 2,11 Prozent -
der tiefste Stand seit Ende 2022.

Noch schlechter sieht es für Hausbauer und Immobilienkäufer aus. Auf
die Bauzinsen, die mit dem Milliarden-Schuldenpaket von Union und SPD
kräftig gestiegen sind, hat die Zinssenkung der EZB nicht zwingend
Einfluss: Sie orientieren sich an den Renditen zehnjähriger
Bundesanleihen. 

Kaum Wachstum in Europa erwartet

Einige Ökonomen halten es für möglich, dass die EZB den Einlagensatz

angesichts der schwachen Konjunktur und der abflauenden Inflation
weiter senkt. Präsidentin Lagarde hat immer wieder vor einer
Eskalation im Zollstreit gewarnt mit Folgen für Wachstum und Preise
rund um die Welt, wie sie im März betonte. «Jeder Handelskrieg wird
der Weltwirtschaft schaden».