Nach Trumps Attacke: EZB-Chefin springt US-Notenbankchef bei

23.04.2025 18:55

Donald Trump macht Druck auf den Chef der US-Notenbank Fed und
fordert Zinssenkungen. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank
springt ihm bei - und warnt vor großen wirtschaftlichen Folgen.

Washington/Frankfurt (dpa) - Nach den Attacken von Donald Trump auf
US-Notenbankchef Jerome Powell warnt EZB-Präsidentin Christine
Lagarde vor politischer Einflussnahme auf die Geldpolitik. Wann immer
es politische Einmischung gegeben habe und wann immer der Chef oder
Präsident einer Zentralbank deshalb seine Unabhängigkeit verloren
habe, seien ein geringeres Wirtschaftswachstum und gestiegene
Inflation die Folge gewesen, sagte Lagarde auf einer Veranstaltung
der «Washington Post», ohne Trump direkt zu erwähnen. «Das will
niemand, und schon gar nicht dient es der Mission.»

«Das Talent und die Kompetenz des Fed-Vorsitzenden beruhigen mich»,
sagte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank weiter. «Und ich
weiß, dass er all seine Anstrengungen und seine ganze Disziplin in
die Erfüllung seiner Mission steckt.» Sie habe «großen Respekt» v
or
Powell, sagte Lagarde. Er tue genau das, was von ihm erwartet werde,
um dem amerikanischen Volk und der Finanzstabilität zu dienen.

Trump will Zinssenkungen, aber Fed-Chef nicht entlassen

Die massive Kritik von Trump und Berichte über Erwägungen der
US-Regierung, Powell zu entlassen, hatten zuletzt Börsenturbulenzen
ausgelöst. Trump hat mehrfach eine Zinssenkung gefordert und Powell
als «Mr. Zu Spät» sowie einen «großen Loser» bezeichnet. Powell
will
die Zinsen wegen Inflationsrisiken nach Trumps Zoll-Rundumschlag
vorerst nicht senken. Zuletzt betonte Trump, dass er nicht vorhabe,
Powell zu entlassen. «Ich habe nicht die Absicht, ihn zu feuern»,
sagte Trump bei der Vereidigung des neuen Börsenaufsichts-Chefs Paul
Atkins.

Ein US-Präsident kann den Chef der Notenbank nicht ohne Weiteres
entlassen - Powell selbst hatte das im November klargestellt, kurz
nachdem Trump die Präsidentschaftswahl gewonnen hatte. 

Lagarde war Powell schon vergangene Woche nach dem Zinsentscheid der
EZB Powell beigesprungen und hatte ihn als «geschätzten Kollegen und
Freund» bezeichnet.