EZB-Chefin erwartet wegen Zöllen weniger Wachstum in Europa

25.04.2025 17:12

Der Zollkonflikt mit den USA hinterlässt wahrscheinlich Spuren beim
Wirtschaftswachstum im Euroraum, erwartet EZB-Präsidentin Christine
Lagarde. Sie warnt vor einer Kaufzurückhaltung der Verbraucher.

Washington/Frankfurt (dpa) - Der von US-Präsident Donald Trump
angezettelte Zollkonflikt dürfte laut EZB-Präsidentin Christine
Lagarde die Wirtschaft in der Eurozone bremsen. «Die deutliche
Eskalation der weltweiten Handelsspannungen und die damit verbundenen
Unsicherheiten werden das Wachstum im Euroraum wahrscheinlich durch
eine Dämpfung der Exporte bremsen und könnten auch Investitionen und
Konsum nach unten ziehen», sagte Lagarde bei der Frühjahrstagung des
Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington.

Zudem könnte eine sich verschlechternde Stimmung an den Finanzmärkten
zu restriktiveren Finanzierungsbedingungen führen, in der Folge
könnten sich Unternehmen und Haushalte bei Konsum- und
Investitionsentscheidungen zurückhalten, sagte Lagarde laut einem von
der EZB veröffentlichten Redetext.

Lagarde hatte kürzlich schon bei einer Veranstaltung der «Washington
Post» darauf hingewiesen, dass der Zollkonflikt erste Dämpfer beim
Wirtschaftswachstum in der Eurozone hinterlasse. Sie schloss nicht
aus, dass die EZB ihren Wachstumsausblick noch einmal überdenken
müsse. 

EZB könnte Wachstumsprognose senken

Die EZB erwartet nach jüngster Prognose vom März für 2025 ohnehin nur

ein Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent in der Eurozone. Sie rechnet
zudem mit einer Teuerungsrate von 2,3 Prozent. Da die Inflation in
der Eurozone abgeflaut ist, hat die Notenbank den maßgeblichen
Einlagenzins kürzlich zum siebten Mal seit vergangenem Sommer
gesenkt. Er liegt nun bei 2,25 Prozent. Zum nächsten Zinsentscheid am
5. Juni liegen der EZB neue Projektionen vor. 

Die Inflation werde wohl um das Zwei-Prozent-Ziel der EZB herum
schwanken, sagte Lagarde auf der IWF-Tagung weiter. Die
Handelsstörungen erhöhten die Unsicherheit hinsichtlich der
Inflationsaussichten im Euroraum. «Sinkende globale Energiepreise und
ein stärkerer Euro könnten die Inflation dämpfen.» Dieser Effekt
könne durch eine schwächere Nachfrage nach Exporten aus dem Euroraum
wegen höherer Zölle und eine Umleitung von Exporten aus Ländern mit
Überkapazitäten in den Euroraum verstärkt werden.