Massiver Stromausfall legt Spanien und Portugal lahm Von Jan-Uwe Ronneburger, Juliane Rodust und Philipp Znidar, dpa

28.04.2025 21:57

Plötzlich war der Strom weg: Millionen Menschen auf der Iberischen
Halbinsel sind von einem massiven Blackout betroffen. Zur Ursache ist
wenig bekannt - aber es gibt bereits positive Neuigkeiten.

Madrid/Lissabon (dpa) - Ausgefallene Ampeln, stehende Züge und ein
unterbrochenes Tennisturnier: Ein massiver Stromausfall hat die
Iberische Halbinsel am Montagmittag erfasst. Millionen Menschen waren
in weiten Teilen Spaniens und Portugals auf dem Festland von dem
Blackout betroffen. Die gute Nachricht: Die Versorgung sei inzwischen
in mehreren Gebieten im Norden, Süden und Westen der Halbinsel wieder
gesichert, meldete der spanische Stromnetzbetreiber Red Eléctrica auf
der Plattform X. 

Regionen wie Katalonien, Aragonien, Baskenland, Galicien, Asturien,
Navarra und Kastilien sind demnach wieder versorgt. Zusätzlich gebe
es weitere Gebiete unter anderem in Madrid und Valencia. Bereits mehr
als 20 Prozent des Strombedarfs auf der Halbinsel sei
wiederhergestellt worden.

Die komplette Wiederherstellung könnte allerdings noch dauern. «Bis
die Stromversorgung wiederhergestellt ist, werden wir einige
kritische Stunden erleben», sagte Spaniens Ministerpräsident Pedro
Sánchez bei einer Fernsehansprache im Anschluss einer Sitzung des
Nationalen Sicherheitsrates. 

In Deutschland ist ein umfangreicher Stromausfall wie in Spanien und
Portugal nach Angaben der Bundesnetzagentur nicht zu befürchten. «Ein
großflächiger, langanhaltender Blackout ist in Deutschland
unwahrscheinlich», teilte die Behörde in Bonn auf Anfrage der
Deutschen Presse-Agentur mit. Das deutsche Stromnetz sei redundant
ausgelegt. Konkret bedeute das, dass eine Leitung immer ausfallen
könne und eine andere Leitung einspringen würde. 

EU-Ratspräsident: Kein Hinweis auf Cyberangriff

Auf der Iberischen Halbinsel wird nach der Ursache gesucht. Spaniens
nationales Institut für Cybersicherheit hatte laut «El País»
mitgeteilt, es untersuche, ob ein Hackerangriff hinter dem
Stromausfall stecken könnte. Nach Angaben von EU-Ratspräsident
António Costa gibt es derzeit allerdings keinen Hinweis auf einen
Cyberangriff. Die EU-Kommission befasste sich mit dem großflächigen
Stromausfall. «Die Kommission wird die Situation weiter beobachten
und dafür sorgen, dass ein reibungsloser Informationsaustausch
zwischen allen Beteiligten stattfindet», teilte die Behörde in
Brüssel mit.

Menschen werden aus Fahrstühlen gerettet

Reporterinnen und Reporter der Deutschen Presse-Agentur meldeten
sowohl aus Madrid als auch aus Barcelona, dass es am Montagmittag
keinen Strom gab. Im ganzen Land seien der Betrieb der Infrastruktur
und des Mobilfunks sowie der Verkehr beeinträchtigt, schrieb die
spanische Zeitung «El País»: Ampeln und Aufzüge an Bahnhöfen, in

Flughäfen und in anderen Gebäuden seien ausgefallen. Menschen mussten
aus U-Bahntunneln und Fahrstühlen gerettet werden. Krankenhäuser
waren dank des Einsatzes von Generatoren nach Angaben von Spaniens
Gesundheitsministerium nicht betroffen.

Die meisten Geschäfte und Gaststätten in Premià de Mar bei Barcelona

und anderen Orten Spaniens haben einem dpa-Reporter zufolge
geschlossen. Vor allem Geschäfte mit verderblichen Waren und
Eisdielen warteten auf die Wiederherstellung der Stromversorgung.
«Ein paar Stunden halten wir noch aus, dann wird das Eis flüssig»,
sagte eine Verkäuferin in einer Eisdiele in Premià de Mar.

Das Wort «Luz», Spanisch für Strom, ist Teil fast jeder Unterhaltung

von Menschen auf der Straße. Nachbarn rufen sich von Balkon zu Balkon
die neuesten Nachrichten und Gerüchte zu. 

«Und wie soll ich jetzt kochen», fragt eine Hausfrau in Premià de
Mar. Obwohl sie und ihr Mann Solarmodule auf dem Dach haben, nützt
ihnen das nicht, denn die Anlage funktioniert nur, wenn das Netz in
Betrieb ist. Eine Nachbarin lädt alle ein, bei ihr zu kochen - auf
ihrem Gasherd.

Wegen des Stromausfalls musste das Masters-1000-Tennisturnier in
Madrid unterbrochen werden. 

Züge stehen, Ampeln ausgefallen

Der Verkehr und Transport auf der südeuropäischen Halbinsel war in
weiten Teilen gestört. Nach Angaben der spanischen
Eisenbahngesellschaft Renfe war um 12.30 Uhr (Ortszeit) das «gesamte
nationale Stromnetz» ausgefallen - an allen Bahnhöfen seien die Züge

stehen geblieben und nicht abgefahren. Eine Wiederaufnahme des
Mittel- und Fernverkehrs ist derzeit nicht absehbar, teilte der
spanische Verkehrsminister Óscar Puente auf der Plattform X mit.

Auch Spaniens Flughafenbetreiber Aena meldete «Zwischenfälle» wegen
des Blackouts. Notfallgeneratoren seien aktiv. Passagiere sollten
sich mit Fragen an ihre jeweilige Fluggesellschaft wenden, da es
möglicherweise Probleme bei der Weiterreise am Boden gebe.
Fernsehbilder des Senders RTVE von den großen Flughäfen des Landes
zeigten gestrandete Passagiere, stillstehende Rolltreppen und
Laufbänder sowie heruntergelassene Rollgitter.

Der spanischen Zeitung «El País» zufolge beschränkte sich der massi
ve
Blackout auf das Festland. Demnach berichteten Reporter, dass die zum
Land gehörenden Inselgruppen Kanaren und Balearen nicht betroffen
seien.

Auch das Nachbarland Portugal erlebte einen weitreichenden Blackout,
vom Norden bis in den Süden des Landes, berichtete der Sender RTP.
Portugals Verteidigungsminister Nuno Melo rief die Bevölkerung zur
Ruhe auf.

Der Stromausfall in Portugal sei durch eine Störung im spanischen
Stromnetz verursacht worden, die auf ein «seltenes atmosphärisches
Phänomen» zurückzuführen sei, berichteten unter anderem der
portugiesische Sender RTP und der britische Sender Sky News unter
Berufung auf den portugiesischen Stromnetzbetreiber REN. Der Betrieb
werde schrittweise wiederhergestellt, wobei die Sicherheit und
Stabilität des Netzes Vorrang hätten. Die vollständige Normalisierung

des Netzes könnte «aufgrund der Komplexität des Phänomens» bis zu

einer Woche dauern.

Auch Frankreich zwischenzeitlich betroffen

Im in den Pyrenäen gelegenen Kleinstaat Andorra dauerte der
Stromausfall dagegen nur wenige Sekunden, meldete dessen
Energieversorger FEDA auf X. Der Ausfall sei auf spanischer Seite
verursacht worden und die Elektrizität dank der «automatischen
Wiederverbindung mit der aus Frankreich kommenden Leitung» umgehend
wiederhergestellt worden.

Auch Frankreich war zwischenzeitlich vom Blackout betroffen. Der
Stromnetzbetreiber RTE schrieb, dass Haushalte im französischen Teil
des Baskenlandes einige Minuten lang ohne Strom waren. Die Versorgung
sei aber wiederhergestellt worden.