Ausgeklügeltes Sicherheitskonzept beim Bargeldtransport
Viel Geld rollte in kurzer Zeit über Deutschlands Straßen
Im Rahmen der Euro-Bargeldumstellung 2002 mussten innerhalb eines kurzen Zeitraums sehr große Bargeldmengen transportiert werden. Die Innenministerien und die Polizeikräfte der Euro-Länder erstellen in enger Zusammenarbeit mit den nationalen Zentralbanken, Geschäftsbanken, Einzelhandelsorganisationen und Geldtransportunternehmen sorgfältig ausgearbeitete Pläne hinsichtlich außerordentlicher Sicherheitsmaßnahmen für Ende 2001 und Anfang 2002.
Die Deutsche Bundesbank holte die Banknoten durchweg mit bundesbankeigenen Geldtransportfahrzeugen von den Druckereien ab. Für den Transport der Münzen von den Münzstätten und für bundesbankinterne Münztransporte wurden neben bundesbankeigenen Geldtransportfahrzeugen zumindest bis Ende 2001/Anfang 2002 Fahrzeuge von Werttransportunternehmen und Speditionen eingesetzt.
Mit dem Projekt der Strategischen Kriminalitätsanalyse „Kriminalität und kriminogene Faktoren bei der Einführung des Euro“ hatte das Bundeskriminalamt bereits im November 1997 begonnen, mit der Einführung des Euro einhergehenden Auswirkungen auf die Kriminalitätslage in Deutschland und anderen Staaten zu analysieren. Auf der Grundlage der erarbeiteten Ergebnisse hatte anschließend eine Projektgruppe des Arbeitskreises „Innere Sicherheit“ der Ständigen Konferenz der Innenminister und –senatoren der Länder einen weitergehenden Maßnahmenkatalog vorgelegt.
Es zeigte sich, dass mit der Einführung des Euro keine neuartige Kriminalität zu erwarten war, dass es aber abhängig von den einzelnen Schritten der Umstellung der bisherigen nationalen Währungen Kriminalitätsbereiche geben konnte, die zu bestimmten Zeiten besondere Anforderungen an die Polizeien und an die an der Einführung des Euro Beteiligten stellen konnten. Die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes erarbeitete – auf den vorgenannten Projekten aufbauend – ein „Präventionskonzept Euro“, das zielgruppenorientierte Präventionsvorschläge unterbreitete.
Zur Umsetzung dieser Präventionskonzeption wurde eine Broschüre für Polizeibeamte herausgegeben, in der die Rahmenbedingungen der „Geld-Umstellung“ sowie Informationen zur Beratung der Bevölkerung aus kriminalpräventiver Sicht niedergelegt waren. Ergänzt wurde diese Handreichung durch eine Informationsbroschüre für Bürgerinnen und Bürger. Damit sollte die Bevölkerung für die allgemeinen Sicherheitsprobleme der Euro- Bargeldeinführung sensibilisiert und mit polizeilichen Verhaltenstipps ausgestattet werden. Darüber hinaus stand ein Medienpaket und Informationsblätter mit polizeilichen Sicherheitstipps für die Akteure der Euro-Bargeldeinführung, unter anderem Bankenverbände, Einzelhandelsverbände sowie Verbände von Wach- und Sicherheitsunternehmen und Geld- und Werttransportunternehmen zur Verfügung. Abgerundet wird das Angebot durch Einstellungen auf den Internetseiten des Programms Polizeiliche Kriminalprävention (www.polizei.propk.de) und des Bundeskriminalamtes.
Auf einen eventuell erhöhten Anfall von Falschgeld während der Umtauschphase bereitete sich die Polizei auf nationaler Ebene und in Zusammenarbeit mit Europol – das seit 1999 über ein Mandat zur Bekämpfung von Fälschungen von Geld- und Zahlungsmitteln verfügt – und der Europäischen Zentralbank auf europäischer Ebene gezielt vor.
Die Versorgung mit Euro-Banknoten und –Münzen sowie der Abtransport des DM-Bargeldes schuf Tatgelegenheiten für Raub- und Diebstahlsdelikte. Die Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder beauftragte daher im Mai 2000 den Arbeitskreis „Innere Sicherheit“ mit der Einsetzung einer Projektgruppe Euro (PG Euro). Der Abschlussbericht der PG Euro enthielt:
- Vorschläge zur Verbesserung des Informationsaustausches zwischen Kreditgewerbe, Handel, Werttransportunternehmen und der Polizei;
- Kriterien für ein bundes- und europaweites Lagebild während der Euro-Umstellungsphase;
- eine Rahmenkonzeption für operative polizeilicheMaßnahmen;
- einen Anforderungskatalog zur Erhöhung der Sicherheitsmaßnahmen im Bereich des Kredit-gewerbes, des Handels und der Werttransportunternehmen.
Der Bericht der PG Euro wurde mit der beim Bundesministerium des Innern eingerichteten „Interdisziplinären Arbeitsgruppe Euro“ – in der auch die an der Euro-Bargeldeinführung beteiligten Vertreter der Verbände mitarbeiten – abgestimmt. Auf dieser Grundlage werden die weiteren Maßnahmen vor Ort entwickelt und umgesetzt.