Falschgeld wird professioneller - Aber auch «Heimwerker» sind aktiv

Doch es gibt keine perfekte Fälschung

Auf den ersten Blick könnte der 200-Euro-Schein als echt durchgehen: Die gelbe Farbe und das hochwertige Papier sehen dem Original täuschend ähnlich. Doch die Tücke liegt im Detail: Als Hologramm haben die Betrüger eine Silberfolie mit der Aufschrift «Video Verleih» ausgeschnitten und auf den Schein geklebt. Die Fälscher benutzten zudem Briefpapier mit einem Engel als
Wasserzeichen, der im Gegenlicht durchschimmert. Nicht immer ist eine Blüte so leicht zu erkennen - denn die Fälschungen werden immer professioneller. Bei der Deutschen Bundesbank sind 40 Mitarbeiter im Nationalen Analysezentrum in Mainz neuen Techniken und Trends der Geldfälscher auf der Spur.

Kopierer und Scanner machen es Kriminellen heutzutage leicht, farbige Scheine herzustellen. Bildbearbeitungsprogramm und Drucker mit exzellenter Auflösung erlauben qualitativ hochwertige Fälschungen. Doch bei der Handarbeit wird es schwierig: Silberstreifen und Hologramme müssen eigens aufgebügelt oder aufgeklebt werden. Für die je nach Betrachtungswinkel wechselnde Farbe der Zahl benötigt man Spezialfarbe. «Es gibt keine perfekte
Fälschung», sagt der Leiter des Analysezentrums, Rainer Elm. «Jeder Fälscher macht einen Fehler, der auch für Laien erkennbar ist.»

Die Kombination von Silberband, den im Papier eingearbeiteten UV-Farbfusseln, Hologramm und farblich wechselnden Zahlen hat laut Bundesbank noch kein Krimineller komplett geschafft. Die «Falschgeld-
Detektive» in Mainz analysieren Blüten, arbeiten mit der Polizei zusammen und schulen Geschäftsleute und Kassiererinnen. «Viele Händler sind im Umgang mit Banknoten unbedarft», sagt Fachmann Roland Müller. «Die vertrauen einfach darauf, dass sie nur echte Noten in die Hände kriegen.»

Manche Verbraucher fallen selbst auf die einfachsten Blüten herein. So fand ein falscher 5-Euro-Schein einen Abnehmer, der auf der Rückseite nur aus weißem Papier bestand. Eine 300-Euro Fantasienote mit nackten Damen wurde in einer Bäckerei akzeptiert. Sogar mit Buntstiften selbstgemalte Scheine gerieten in den Umlauf. Besonders pfiffig war ein Krimineller, der eine rosa 100-Gulden-Note aus Surinam mit dem Wort Euro bedruckte - bunte Blumen und ein Kolibri geben dem Schein ein exotisches Aussehen. Den Beamten fielen auch gut gemachte 500-Euro-Scheine in die Hände, die in kleinen Buchstaben die - auch noch falsch geschriebene - Aufschrift «Pizeria
Roma» tragen. Aus einem Geldwechselgeschäft mit Schwarzgeld stammen Scheine mit einem angeblichen Echtheits-Stempel der EuropäischeZentralbank: «ECB - Confidential Security».

Nach der Euro-Einführung 2002 stieg die Zahl der Fälschungen sprunghaft an, doch seit zwei Jahren ziehen die Fahnder immer weniger Falschgeld aus dem Verkehr. «Im vergangenen Jahr wurden bedeutende Fälscherwerkstätten in Italien ausgehoben», erklärt ein Sprecher des Bundeskriminalamtes (BKA) in Wiesbaden diesen Erfolg. Wegen des Drucks hätten die Kriminellen inzwischen ihre Standorte nach Bulgarien, Litauen und sogar Kolumbien verlagert.

Wer Falschgeld herstellt und verbreitet, wird in Deutschland mit Haft zwischeneinem und 15 Jahren bestraft. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Bürger in seiner Geldbörse einen falschen Schein entdeckt ist aber gering. «Deutschland liegt mit rund fünf Fälschungen auf 10 000 Einwohner pro Jahr nach wie vor weit unter dem Durchschnitt des Euro-Raums», sagt Bundesbank-Vorstand Hans Reckers. Wer einen Schein findet, sollte die Polizei informieren, weil die Verbreitung strafbar ist. Dann erhält der Verbraucher aber kein Geld, sondern nur eine wertlose Quittung - sonst könnten Kriminelle Blüten bei derNotenbank zu Geld machen.

Der Euro wird doppelt so häufig gefälscht wie die gute alte D-Mark. «Der Euro ist mittlerweile eine Weltwährung und daher besonders attraktiv für Täter», sagt der BKA-Sprecher. Um den technologischen Vorsprung auszubauen, arbeitet die Europäische Zentralbank an einer neuen Banknoten-Serie, die 2010 auf den Markt kommen soll.

Manchmal ist aber kein Misstrauen angebracht: So wird die Bundesbank immer wieder bei verdächtigen Scheinen eingeschaltet, deren Sicherheitsfaden und Hologramm abgegangen ist und die unter UV-Licht ungewöhnlich hell strahlen. Des Rätsels Lösung: Diese Scheine sind in die Waschmaschine geraten - die Weißmacher bleichen den Baumwollstoff aus, der wie bei Kleidungsstücken schrumpfen oder ausleiern kann. Einen Kochwaschgang übersteht kein Silberfaden.

dpa