Die europäische Seite der Euro-Münzen
Der Belgier Luc Luycx gestaltete die erfolgreichen Entwürfe
Seit dem 1. Januar 2002 sind die Euro-Münzen und Euro-Banknoten in den zwölf "Euro-Ländern" gesetzliches Zahlungsmittel. Neben sieben neuen Banknoten kommen acht Euro-Münzen in Umlauf: 1-, 2-, 5-, 10-, 20- und 50-Cent-Münzen sowie 1- und 2-Euro-Münzen. Im Gegensatz zu den Banknoten sind die Münzen nicht in allen Ländern des Euro-Währungsgebietes gleich. Sie haben eine einheitliche europäische Vorderseite und eine von Land zu Land unterschiedlich gestaltete nationale Rückseite.
Die Vorderseite der Geldstücke zeigt den Wert an und ist europäisch einheitlich geprägt. Die drei ersten Münzen (1-, 2- und 5-Cent) zeigen Europa auf einem Globus, der Europas Lage in der Welt markiert. Sie enthalten in großen Ziffern die Wertangaben 1, 2 und 5 Cent. Wegen der Kupferauflage ist die Farbe rot – ähnlich wie beim deutschen Pfennig. Der Cent hat einen Durchmesser von gut 16 Millimetern und wiegt 2,3 Gramm. Größe und Gewicht steigen mit dem Wert. Zum Vergleich: Das 2-Euro-Stück hat knapp 26 Millimeter Durchmesser und wiegt 8,5 Gramm.
Die 10-, 20- und 50-Cent-Münzen symbolisieren die Union als Zusammenschluss von Nationen: Es sind die Länder der Europäischen Union mit ihren Außengrenzen abgebildet. Die "mittleren" Münzen sind messinggelb. Die Farbe ergibt sich aus der aus Skandinavien stammenden Legierung "Nordisches Gold" und ist besonders gesundheitsfreundlich. Besonders markant ist das Zwanziger-Stück. Es hat die Form der "Spanischen Blume" mit sieben Einkerbungen am Rand.
Neu und in Deutschland gewöhnungsbedürftig sind die zweifarbigen Euro-Münzen. Auffälligstes Merkmal der 1- und 2-Euro-Münzen ist die Kombination der beiden Farben Gold und Silber. Die beiden Euro-Münzen stellen die Europäische Union ohne Landesgrenzen dar und stehen für ein modernes Europa ohne Grenzen. Für den Verbraucher leicht zu erkennen ist der Münzwert. Die Werte sind in deutlichen und großen Ziffern eingeprägt.
In den 12 Mitgliedstaaten der Eurozone waren bis Jahresende 2001 rund 60 Milliarden Münzen im Umlauf. Angesichts dieser Menge ist die praktische Organisation der Münzherstellung und -ausgabe eine logistische Herausforderung ohne Beispiel. Die Herstellung von rund 61 Milliarden Euro-Münzen hat insgesamt drei Jahre in Anspruch genommen.
Das Auswahlverfahren
Auf der informellen Tagung des Rates Wirtschaft und Finanzen im Frühjahr 1996 in Verona beschlossen die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten, dass die Euro-Münzen über eine europäische und eine nationale Seite verfügen sollten. Sie beauftragen die Europäische Kommission, einen Wettbewerb für die Gestaltung der gemeinsamen Seite auszuschreiben, während sie den Mitgliedstaaten bei der Auswahl der nationalen Seite freie Hand ließen. Einzige Bedingung: die Darstellungen sollten das europäische Symbol der "zwölf Sterne" beinhalten.
Im Laufe des Jahres 1996 wurden in allen Mitgliedstaaten mit Ausnahme Dänemarks Design-Wettbewerbe durchgeführt. Die Teilnehmer mussten einen Entwurf für eine vollständige Serie von Münzen vorlegen, wobei sie aus folgenden drei Themenkreisen auswählen konnten: "Architektur- und Zierstil", "Ziele und Vorbilder der Europäischen Union" und "europäische Persönlichkeiten".
Am 13. März 1997 wählte eine europäische Jury aus unabhängigen Sachverständigen der verschiedensten Fachbereiche (Kunst, Design, Numismatik, Verbrauchervertreter) unter dem Vorsitz des Generalsekretärs der Europäischen Kommission aus den insgesamt 36 eingereichten Vorschlägen der Mitgliedstaaten die neun besten Entwurfsserien aus. Parallel dazu wurden die Münzdirektoren der Mitgliedstaaten befragt, ob die verschiedenen Entwürfe im industriellen Maßstab hergestellt werden könnten.
Anschließend führte die Kommission in der gesamten Europäischen Union eine Meinungsumfrage in Form einer quantitativen und qualitativen Erhebung bei einer Stichprobe von 2000 Personen durch, und zwar sowohl bei der breiten Öffentlichkeit als auch bei den Berufsverbänden, deren Branchen besonders mit Bargeld arbeiten (Einzelhandel, Automatenindustrie, Banken).
Die Wahl der Finanzminister, die von den Staats- und Regierungschefs auf der Tagung des Europäischen Rates von Amsterdam bestätigt wurde, fiel auf die Münzserie, die in den Meinungsumfragen mit fast 64 Prozent die meisten Stimmen auf sich vereinigen konnte – und zwar ohne nennenswerte Unterschiede zwischen den verschiedenen Mitgliedstaaten, Männern und Frauen oder auch zwischen Personen unterschiedlichen Bildungsstandes.
Sie wurde von Luc Luycx entworfen, einem jungen Graphiker an der Königlichen Münze von Belgien.