Frauen in der EU
Gleiche Versicherungstarife für Frauen und Männer?
Die EU hat die Förderung der Chancengleichheit zu einer ihrer vorrangigen Aufgaben gemacht. Dafür gibt es gute Gründe. In der EU verdienen Frauen für die gleiche Arbeit im Schnitt weniger als Männer; sie arbeiten noch überwiegend in typischen Frauenberufen und sind in den freien Berufen, in der Politik und in den Manager-Etagen der europäischen Wirtschaft unterrepräsentiert.
Noch immer ist die Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen eher Theorie als gesellschaftliche Praxis. Mehr als die Hälfte der Arbeitslosen in der EU sind Frauen. Frauen tragen überwiegend die Doppelbelastung von Familie und Beruf. Fehlende Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder drängen Arbeitnehmerinnen häufig in atypische Beschäftigungsformen.
Gesetzgeberische Initiativen
Schon im EWG-Vertrag von 1957 wurde der Grundsatz „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ festgeschrieben. Im Laufe der Jahre wurden mehrere Richtlinien verabschiedet, die die Stellung der Frau stärken: zum Recht auf gleiches Entgelt, zur Chancengleichheit beim Zugang zur Beschäftigung und zur beruflichen Bildung sowie zur Gleichbehandlung im Bereich der sozialen Sicherheit.
Auch zu Fragen wie Teilzeitarbeit und Schutz von Schwangeren und jungen Müttern am Arbeitsplatz gibt es EU-Richtlinien. Diese Richtlinien haben in vielen EU-Staaten Anstoß zu Gesetzgebungsinitiativen zugunsten von Frauen gegeben.
Seit dem Luxemburger Beschäftigungsgipfel vom November 1997 zählt die Chancengleichheit zu den vier Schwerpunkten der europäischen Beschäftigungsstrategie. Dies ermöglicht, noch besser auf die in der Praxis bestehende unterschiedliche Behandlung von Männern und Frauen auf dem Arbeitsmarkt zu reagieren.
Bericht: Frauen in Europa verdienen immer noch weniger als Männer
Die Lage der berufstätigen Frauen in Europa hat sich einer neuen EU-Studie zufolge seit Mitte der 90er Jahre kaum verbessert. Frauen sind demnach zwar besser ausgebildet, aber nach wie vor schlechter bezahlt und öfter arbeitslos als Männer. Diese Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt gefährdeten auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union.
Obwohl junge Frauen in fast allen EU-Staaten bessere Bildungsabschlüsse erreichen, besetzen Männer gut drei Mal so viele Professorenstellen. Deutschland hinkt auch hier hinter dem EU-Durchschnitt her. Das Gleiche gilt bei Führungskräften, wo der Frauenanteil EU-weit seit Jahren bei 30 Prozent stagniert. Frankreich hält in dieser Wertung laut Gleichstellungsbericht mit einem Frauenanteil von gut 35 Prozent die Spitzenposition.
Wenig Frauen in europäischen Chefetagen - Deutschland Mittelmaß
In den europäischen Chefetagen dominieren weiter die Männer: Nur jede zehnte Führungsposition in den 50 größten Unternehmen der jeweiligen Länder ist von einer Frau besetzt. Deutschland liegt dabei mit 10 Prozent im Mittelfeld, Spitzenreiter sind Slowenien und Lettland mit jeweils 22 Prozent, Schlusslicht ist Italien mit 2 Prozent Frauen in Spitzenpositionen. Das ergab die Auswertung der Studie der europäischen Kommission «Frauen und Männer in Entscheidungsprozessen», teilte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin mit.
In Norwegen, Schweden und Großbritannien ist der Studie zufolge etwa jede sechste Entscheidungsposition in Großunternehmen in Frauenhand, während es in Frankreich gerade 5 Prozent sind. Untersucht wurden die 50 größten börsennotierten Unternehmen in 25 ausgewählten Ländern Europas.
"Eine Bestandsaufnahme des Bundesfrauenministeriums hat noch schlechtere Ergebnisse für Deutschland erbracht. Danach sind in den Vorständen der 87 größten Kapitalgesellschaften der Old Economy im Schnitt nur ein Prozent Frauen, in den Aufsichtsräten sind es 8 Prozent", sagte die Leiterin der Auswertung des DIW, Elke Holst. Zur Old Economy zählen in der Studie Unternehmen wie Siemens, Lufthansa, Telekom, DaimlerChrysler, die Deutsche Post oder die Deutsche Bank.
Nach Einschätzung des DIW hat die mit der Bundesregierung 2001 vereinbarte Selbstverpflichtung der Wirtschaft zur Förderung der Chancengleichheit bei Führungspositionen kaum Wirkung gezeigt. «Hier sind noch erhebliche Anstrengungen zur Verbesserung der Situation notwendig», sagte Holst. Es seien männlich geprägte Normen, die es Frauen schwer machen, Familie und Beruf zu vereinbaren. «Nur gut jede vierte Frau in höheren Positionen ist verheiratet, nur bei einem reichlichen Viertel leben Kinder unter 16 Jahren im Haushalt.» Es brauche Kinderbetreuungsangebote und ein Umdenken der klassischen Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau im privaten Haushalt.