eCall: EU-Aktionsplan für Notrufsysteme in Autos
Zukunftsmusik oder bald Realität?
Nach einem gemeinsamen Aktionsplan der Europäischen Kommission und der Wirtschaft könnten ab 2010 alle Neufahrzeuge mit automatischen Notrufsystemen (eCall) ausgestattet werden. Auf einem hochrangig besetzten Treffen, an dem führende Unternehmen, Vertreter der EU-Mitgliedstaaten und Mitglieder des Europäischen Parlaments teilnahmen, wurde ein Zwischenbericht des eSafety-Forums vorgelegt, bei dem es sich um eine europaweite öffentlich-private Partnerschaft zur Erhöhung der Sicherheit im Straßenverkehr handelt. Der eCall-Aktionsplan wird europaweit als Teil der EU-Initiative „eSafety“ durchgeführt werden.
„Mit dieser Technik kann Ihnen Ihr Auto das Leben retten", bemerkte die für die Informationsgesellschaft und Medien zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding. „Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien können viel zur Erhöhung der Sicherheit im europäischen Straßenverkehr beitragen. Neben dem Antikollisions-Radar ist auch eCall ein Bereich, in dem ein EU-weiter Konsens hilft, die technischen und geschäftlichen Hindernisse auszuräumen, die der Einführung lebensrettender Straßensicherheitssysteme in Europa im Wege stehen.“
Das eCall-System kann nach einem Zusammenstoß einen Notruf an eine Notrufzentrale absetzen und den genauen Unfallort übermitteln. Dieser Notruf kann entweder automatisch ausgelöst oder manuell aus dem Fahrzeug heraus getätigt werden. Durch genaue Standortangaben wird der Einsatz der Rettungsdienste enorm beschleunigt, so dass Leben gerettet und Verletzungen erfolgreicher behandelt werden können. Aus Berechnungen der EU-Experten geht hervor, dass dank eines vollständig ausgebauten eCall-Systems die Effizienz von Rettungsdienste verbessert werden kann. Durch die schnellere medizinische Versorgung kann die Reaktionszeit um bis zu 50 Prozent (in ländlichen Gebieten) und 40 Prozent (Stadt) gesenkt werden und bis zu 2500 Menschenleben pro Jahr gerettet werden.
Der Aktionsplan sieht vor, dass bis Ende 2005 die Normen und Spezifikationen für das eCall-System festgelegt werden sollten, für 2006 wurden bereits vollständige Feldtests geplant und ab 2010 sollen alle Neufahrzeuge mit der eCall-Technik ausgerüstet werden. Dabei kommt der um Standortangaben erweiterte einheitliche europäische Notruf („E-112“) zum Einsatz. Das eCall-System kann nur funktionieren, wenn die Notdienste der Mitgliedstaaten ihre Notrufzentralen entsprechend aus- bzw. aufrüsten, damit sie die eCall-Standortangaben spätestens ab 2007 auch verarbeiten können. Die gemeinsame Absichtserklärung über die Durchführung des Plans, in der festgelegt ist, welche Maßnahmen die Kommission, die Mitgliedstaaten und die Automobilindustrie, die Telekommunikationsunternehmen und die Versicherungen ergreifen müssen, trägt bereits mehr als 20 Unterschriften aus der Wirtschaft, der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten. Durch diese Absichtserklärung soll vor allem sichergestellt werden, dass die eCall-Technik später auch in allen EU-Mitgliedstaaten funktionieren wird.